Bad Homberg. Dank Abwrackprämie steuert die Autoindustrie auf ihr bestes Absatzjahr seit Jahren zu. Auch nach Ablauf der Prämie bleiben die Zulassungszahlen bei Neuwagen auf hohem Niveau. Im kommenden Jahr jedoch rechnet die Automobilindustrie mit einem Absturz.
Die Autoindustrie steuert wegen der Abwrackprämie auf das fetteste Absatzjahr in Deutschland seit 2002 zu - und ist tief besorgt über die Aussichten für 2010. Nach sehr starken Novemberzulassungen von 280.000 Stück haben Branchensprecher die Absatzprognose für das laufenden Jahr auf 3,8 Millionen Pkw erhöht. Zuletzt hatte es mit 3,76 Millionen Stück im Jahr 2002 so starke Autoverkäufe gegeben. Gleichzeitung wurde ein Einbruch auf 2,75 bis 3 Millionen Neuzulassungen für das Jahr 2010 angekündigt.
Hoffnung macht den deutschen Konzernen das Auslandsgeschäft. Wie der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch mitteilte, dürfte der Weltmarkt im kommenden Jahr um 1 bis 3 Prozent zulegen. Dank der Abwrackprämie sind hierzulande in diesem Jahr nach Einschätzung des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) rund 3,8 Millionen Neuzulassungen möglich. Bis Ende November waren es schon 3,59 Millionen und die Hersteller schieben noch einen Berg bestellter Autos vor sich her.
Auch nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützung beim Neuwagenkauf verbuchte der deutsche Pkw-Gesamtmarkt laut VDIK im November mit knapp 280.000 neu angemeldeten Wagen ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Neuzulassungsergebnis werde noch durch die Verkäufe der Vormonate geprägt.
VDIK sieht stärkeren Zuwachs im Osten
Nach Einschätzung des VDIK Verbands wirkt sich die Abwrackprämie in Ostdeutschland nach wie vor kräftiger aus. Im November habe der Pkw-Markt dort eine Steigerungsquote um 27 Prozent und damit ein Zulassungsergebnis über 34.000 Fahrzeugen aufgewiesen. Von Januar bis November betrage der Zuwachs in den östlichen Bundesländern rund 50 Prozent.
VDIK-Präsident Volker Lange erklärte: «Die Umweltprämie hat nicht nur für die Sicherung der Arbeitsplätze in der gesamten Automobilbranche gesorgt, sie hat auch den Tausch alt gegen neu, den Klimaschutz, vorangebracht.» Laut VDIK erreichen die Neuzulassungen der Benzinmotor-Pkw mit über 900.000 Fahrzeugen von Januar bis November einen Zuwachs von rund 60 Prozent. Fahrzeuge mit Hybridantrieb konnten um 25 Prozent zulegen. Dies ging zulasten der Pkw mit Dieselmotor (minus 15 Prozent) und Flüssig- und Erdgasantrieb (minus 20 beziehungsweise minus 12 Prozent).
Sonderschichten bei VW
Unterdessen will Volkswagen auch Anfang 2010 im Hauptwerk Wolfsburg Sonderschichten fahren. Vorstand und Betriebsrat kündigten am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung an, nach 44 Sonderschichten im Jahr 2009 seien sechs weitere Extra-Arbeitseinsätze im ersten Quartal 2010 beantragt. Hintergrund sind die vielen durch die Abwrackprämie ausgelösten Bestellungen, die noch bis Mitte 2010 abgearbeitet werden.
Der Autoabsatz in den USA war im November im Vergleich zum Vorjahr mit rund 747.000 Stück praktisch unverändert. Marktführer GM verlor knapp 2 Prozent auf etwa 151.000 Stück. Ford lag unverändert bei rund 123.000, Toyota legte über 2 Prozent zu auf fast 134.000 Stück.
Die deutschen Autobauer zeigten unterschiedliche Ergebnisse: VW, Daimler und Porsche legten zu, BMW verlor an Stückzahl. (ap)