Düsseldorf. Hat der Energieriese Eon Wettbeweber im Gasmarkt absichtlich ausgebremst? Dieser Frage geht offenbar die EU nach. Der Vorwurf soll lauten: Eon selbst hat sein eigenes Gastransport-Netz fast ausgebucht, obwohl das Unternehmen die Kapazität nicht brauchte. Wettbewerber wurden so behindert.
Deutschlands größter Energieversorger Eon steht Medienberichten zufolge erneut im Visier der EU-Kommission. Nach Informationen der «Financial Times Deutschland» gehen die Wettbewerbshüter dem Verdacht nach, dass das Tochterunternehmen Eon Ruhrgas Transportnetz-Kapazitäten in seinem Leitungsnetz künstlich verknappt habe und so Wettbewerber behindere. Beide Seiten verhandelten inzwischen bereits über einen Kompromiss, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine mit dem Verfahren vertraute Person. Eon Ruhrgas wollte den Bericht am Freitag auf Anfrage von AP nicht kommentieren.
Deutlich mehr Transportkapazitäten gebucht als gebraucht
Die Kommission stößt sich dem Bericht zufolge daran, dass die Tochterfirma Eon Gastransport mit Ruhrgas in mehrjährigen Verträgen so umfangreiche Kapazitäten gebucht hat, dass Wettbewerber oft mit Transportwünschen nicht mehr zum Zuge kommen. Nach Erhebungen der Bundesnetzagentur seien Kapazitäten für Jahre im Voraus zu weit über 90 Prozent ausgebucht, berichtete die Zeitung. Viele wichtige Einspeisepunkte seien sogar komplett ausgebucht, obwohl die tatsächliche durchschnittlich Auslastung teils unter 50 Prozent liege.
Die EU-Kommission hatte in einem früheren Missbrauchsverfahren gegen Eon im Stromsektor von dem Energiereisen erhebliche Zugeständnisse erzwungen. Im Gegenzug zur Einstellung des Verfahrens hatte sich das Unternehmen damals bereiterklärt 5.000 Megawatt Kraftwerksleistung in Deutschland an Wettbewerber abzugeben und die eigenen Höchstspannungsnetze zu verkaufen. (ap)