Essen. . Wettbewerbshüter haben Bedenken gegen die Fusion von Thyssenkrupp und Tata. Offenbar wollen die designierten Partner mehr Zugeständnisse machen.

Für eine Zustimmung der EU zu ihrer Stahlehe sind Thyssenkrupp und Tata offenbar zu weiteren Zugeständnissen bereit. Beide hätten am Montag Brüssel nun auch den Verkauf von Teilen ihrer Autoblech-Produktion angeboten, schreibt das Handelsblatt. Gerade beim Autostahl hatten sich die Konzerne bisher gegen Zugeständnisse gewehrt, weil sie hier die größten Synergien durch ihre Fusion erwarten.

Insgesamt wollen Tata und Thyssenkrupp durch die Verschmelzung ihrer europäischen Stahlgeschäfte 500 Millionen Euro pro Jahr durch Synergien sparen. Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte unlängst erklärt, beim aus Brüssel geforderten Entgegenkommen gebe es auch Grenzen, wenn die Synergien dadurch zu sehr gefährdet würden.

Er hat neben der EU-Kommission auch die IG Metall im Nacken, die bei zu großen Zugeständnissen, sprich Verkäufen von Stahlbereichen samt Beschäftigten, ihre Zustimmung zur Fusion wieder zurücknehmen will. Entsprechende „rote Linien“ hatte unlängst Markus Grolms gezogen, der für die IG Metall im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns sitzt.

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Trotz der erheblichen Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt hatte die Kommission Bedenken vor zu großer Marktmacht in drei Bereichen angemeldet: Beim Elektrostahl deutet sich eine Lösung an, weil Tata seine Tochter Cogent aus diesem Bereich verkaufen will. Auch beim Verpackungsstahl, der etwa für die Herstellung von Konserven verwendet wird, sind beide Konzerne dem Vernehmen nach bereit, sich von Teilgeschäften zu trennen. Beim Autostahl fordert die EU ebenfalls Zugeständnisse, die Tata und Thyssenkrupp aber bisher unbedingt vermeiden wollten. Ob sich diese Meinung inzwischen geändert habe, wollte ein Thyssenkrupp-Sprecher am Montag nicht kommentieren.

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff will die Stahlehe mit Tata – aber  nicht um jeden Preis.
Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff will die Stahlehe mit Tata – aber nicht um jeden Preis. © Ina Fassbender,dpa

Thyssenkrupp und der indische Tata-Konzern hatten sich nach zweijährigen Verhandlungen im vergangenen Sommer auf eine Stahl-Fusion geeinigt. Sie wollen in Europa mit zusammen rund 48.000 Beschäftigten die klare Nummer zwei hinter Arcelor-Mittal, vor allem aber schlagkräftiger werden. Für Thyssenkrupp ist dies auch ein zentraler Bestandteil beim geplanten Konzernumbau mit der Teilung in ein Werkstoff- und ein Industrie-Unternehmen. Kerkhoff betonte unlängst gleichwohl, dieser Plan sei unabhängig von der Stahlfusion.

Die Zustimmung der Wettbewerbshüter gestaltet sich nun offenkundig doch schwieriger und langwieriger als erwartet. Bisher hatte Thyssenkrupp stets die Erwartung einer Einigung mit der EU-Kommission noch in diesem Frühjahr geäußert. Zuletzt hatten die Partner um eine Fristverlängerung für das Einreichen von Angeboten gebeten. Wie aus Brüssel verlautet, werde sie nun auf Anfang Juni verschoben.