Essen. . Diana Friz sowie Eckbert und Friedrich von Bohlen und Halbach wollen das unternehmerische Erbe ihrer Großmutter retten helfen.

Sie wohnen weit auseinander und ihre Professionen lassen kaum Zeit für muntere Familientreffen. Doch zurzeit sehen sich die Historikerin, der Anlagenbauer und der Biotech-Unternehmer häufiger. In ihren Gesichtszügen lässt sich die gemeinsame Großmutter nur erahnen: Bertha Krupp, die 1902 als 16-Jährige das Imperium ihres Vaters erbte. Diana Friz sowie ihre Cousins Eckbert und Friedrich von Bohlen und Halbach sind drei ihrer 14 Enkel, sie vertreten im Familienrat rund 85 Krupp-Nachfahren. Sie wollen nicht zuschauen, wie das unternehmerische Erbe der Krupps zugrunde geht.

Bertha Krupp.
Bertha Krupp. © Ulrich von Born

Diana Friz kennt ihre Familie wie nur wenige. Sie hat die bewegte Geschichte der Krupps, insbesondere ihrer Frauen, in mehreren Büchern festgehalten. Diana Friz war Unternehmensberaterin und führte bis 2010 den Landwirtschaftsbetrieb ihrer Mutter in Argentinien. Historikerin wird die 74-Jährige immer bleiben. Und als solche besucht sie die Villa Hügel immer wieder mal. „Ich komme häufig mit Gästen auf den Hügel und zahle auch jedes Mal fünf Euro Eintritt. Ich mag nicht immer erklären, wer ich bin“, sagt sie und betont, bei den Führungen halte sie sich dann immer dezent zurück. Mit einer Ausnahme: „Eine Änderung habe ich durchgesetzt. Die Villa Hügel wird jetzt nicht mehr als das größte Einfamilienhaus bezeichnet.“ Schließlich habe die Familie Krupp ja nur eine Etage der Villa bewohnt, der Rest diente immer den Bedürfnissen der Firma. Was sie wurmt: „Ich finde es schade, dass meine Biografien über Margarethe und Bertha Krupp dort nicht ausliegen.“

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Eckbert von Bohlen und Halbach (62) hat sein Büro in Essen, also nicht weit vom Hügel. Er macht es anders als seine Cousine: „Das einzige Privileg, das ich habe – ich zahle keinen Eintritt für die Villa Hügel.“ Der schlanke, hoch gewachsene Unternehmer redet gewandt und ruhig. Er führt eine Anlagenbau-Gruppe, die in vielen Branchen unterwegs ist und auch mit Bergbaumaschinen handelt. Deshalb weiß er, dass alte Geschäfte zuweilen neu erfunden werden müssen, um zu überleben.

Auf der Visitenkarten ist nur Platz für von Bohlen

Friedrich von Bohlen und Halbach stellt gleich klar, dass ihm der Name viel zu lang sei. Auf seiner Visitenkarte ist nur Platz für von Bohlen, in Mails fehlt auch die Adels-Vorsilbe. Er führt die Heidelberger Biotechfirma Molecular Health, die Software für personalisierte Medizin entwickelt, die auf den einzelnen Patienten zugeschnitten ist. Er werde es noch erleben, dass Krebs von der tödlichen Bedrohung zur chronischen Krankheit wird, sagt der 56-Jährige, drahtige Manager.

Nach Essen kommt er regelmäßig aus vielen Gründen. „Ich bin Rot-Weiss-Essen-Fan und besitze Dauerkarten“, lautet einer davon. Am Freitag gegen den Bonner SC sitzt er wieder auf der Tribüne. Ein anderer Grund liegt am Baldeneysee: „Auch ich zahle stets Eintritt am Hügel – auch wenn mich Herr Beitz einmal mitten in einem Gespräch herausgeschmissen hat“, erzählt er mit einem Lächeln. Konträre Diskussionen seien nicht Beitz’ Stärke gewesen.

Ein Mandat haben sie weder im Konzern noch in der Stiftung, weil ihr Onkel Alfried Krupp von Bohlen und Halbach die gesamte Firma der Stiftung überschrieb und Berthold Beitz überließ. Doch die Krise von Thyssenkrupp, das Schweigen der Stiftung und die Sorge, Heuschrecken könnten den Dax-Konzern zerschlagen und von Krupp nichts als die Legende übrig lassen, treibt sie um. Tatenlos zusehen mögen sie dabei nicht, also meldet sich die Familie nun zu Wort – und geht hart ins Gericht sowohl mit Beitz als auch mit seiner Nachfolgerin Ursula Gather.

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