Essen. Zwei Jahre nach dem Tod von Berthold Beitz nehmen die Bohlen und Halbachs den Kampf um einen Sitz im Kuratorium der Krupp-Stiftung wieder auf.

Die Krupp-Familie unternimmt einen neuen Anlauf, um einen Sitz im Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zu erlangen. „Die Familie möchte mitbestimmen, wie die Mittel der Stiftung verwendet werden“, sagt Eckbert von Bohlen und Halbach der WAZ.

Der Sprecher des Familienrates ist ein Neffe des letzten Alleininhabers Alfried Krupp (1907–1967) sowie ein Enkel von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Sein Vater ist Berthold von Bohlen (1913–1987). Der 59-Jährige erinnert daran, dass das Stiftungsvermögen einst von seiner Familie eingelegt worden ist.

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Die Krupp-Stiftung, die 1968 – ein halbes Jahr nach Alfried Krupps Tod – ihre Arbeit aufnahm, ist mittlerweile nur noch mit 23,03 Prozent am Aktienkapital der Thyssen-Krupp AG beteiligt, aber immer noch größte Einzelaktionärin des Industriegiganten. Der Erbverzicht von Alfried Krupps einzigem Sohn Arndt ermöglichte damals die Gründung der Stiftung. Alfried Krupps Generalbevollmächtigter Berthold Beitz hatte bis zu seinem Tod im Juli 2013 als Kuratoriumsvorsitzender praktisch das alleinige Sagen in der Stiftung. So konnte Beitz persönlich darüber entscheiden, wer zum Kurator ernannt wurde.

Krupp-Familie: Noch stärker Projekte im Ruhrgebiet fördern

Schon zu Lebzeiten belastete die schwere Auseinandersetzung um die Familienpräsenz in der Stiftung das Verhältnis zwischen dem Patriarchen und den Krupp-Nachfahren. „Berthold Beitz hat alles daran gesetzt, uns – die Familie – aus der Stiftung fernzuhalten“, sagt von Bohlen. Höhepunkt dieser erbittert geführten Fehde war ein jahrelanger Rechtsstreit, der im Jahre 2000 in letzter Instanz mit einer Niederlage der Familie vor dem Bundesgerichtshof endete. Der BGH entschied zugunsten der Krupp-Stiftung und wies den Anspruch der von Bohlen und Halbachs auf einen ständigen Kuratoriumssitz ab.

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Die Nachfolge von Berthold Beitz an der Spitze der Stiftung übernahm im Oktober 2013 die Dortmunder TU-Rektorin Ursula Gather. Dem Gremium gehören ferner NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die Beitz-Tochter und Kunsthistorikerin Susanne Henle, der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen sowie Juristen und Wissenschaftler an. „Es ist bedauerlich, dass dem Kuratorium kein einziger Unternehmer angehört“, sagt von Bohlen, der selbst ein erfolgreiches Unternehmen in der Sparte Anlagenbau führt.

Die Krupp-Nachfahren, die immer wieder traditionelle Werte wie die von Alfred Krupp beschworene Verpflichtung zum Gemeinwohl betonen, wollen sich dafür einsetzen, dass die Stiftung noch stärker als bisher Projekte im Ruhrgebiet fördert.