Essen/Düsseldorf. . Trotz der großen Dürre kommen Getreidebauern in NRW wohl glimpflich davon. Heftiger trifft es Mais- und Kartoffelbauern. Gibt es jetzt Hilfen?
Die Getreidebauern in Nordrhein-Westfalen sind vergleichsweise glimpflich durch die sommerliche Dürre gekommen: Mit insgesamt 3,57 Millionen Tonnen lag die Ernte landesweit 12,6 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Weil die Landwirte aber erneut deutlich weniger Flächen beackert haben, sind noch weniger Ernteverluste auf die ungewöhnlich lange und heiße Trockenperiode zurückzuführen. Die Anbaufläche für Getreide war in diesem Jahr fünf Prozent kleiner als im langjährigen Durchschnitt. Der Ertrag je Hektar lag mit knapp 73 Tonnen über alle Getreidesorten um rund acht Prozent unter Normalniveau.
NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) befürwortet dennoch Staatshilfen für die Dürre-geplagten Landwirte. Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) will am Mittwoch anhand des bundesweiten Ernteberichts entscheiden, ob eine Notsituation vorliegt, die staatliche Soforthilfen rechtfertigen könnte. Das Land NRW sei bereit, sich an Finanzspritzen für Bauern zu beteiligen, die durch die Dürre in ihrer Existenz bedroht seien, erklärte Heinen-Esser am Montag in Düsseldorf.
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In anderen Ländern, besonders Niedersachsen, Schleswig-Holstein und in Ostdeutschland werden weit gravierendere Ernteausfälle zwischen einem Drittel und bei manchen Getreidearten der Hälfte einer Durchschnittsernte.
Bundesweiter Schaden in Milliardenhöhe
Auch in NRW traf die Dürre allerdings die Kartoffel- und Gemüsebauern besonders hart. Weil die Ernte von Kartoffeln und Mais noch läuft, gibt es hierzu bisher keine amtlichen Zahlen. Die Landwirte rechnen aber laut Ministerium mit Ausfällen bis zu 50 Prozent bei den Spätkartoffeln und beim Mais von bis zu 75 Prozent.
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Die Probleme beim Mais sind selbst für Laien offensichtlich: Die Pflanzen sind trocken, unterentwickelt und die Kolben entsprechend klein. Schlecht entwickelte Felder können gar nicht erst abgeerntet werden, ihre Pflanzen werden zu Silomais verarbeitet oder landen in der Biogasanlage.
Den Getreidebauern halfen die teils kräftigen Schauer im Mai und Anfang Juni, so sie denn örtlich nicht zu Unwettern ausarteten. Die folgende lange Dürre führte zu sehr frühen Ernten, die Mähdrescher rückten teils drei Wochen vor den üblichen Terminen an. Dafür waren die Erträge vor allem beim bereits ab Ende Juni geernteten Winterweizen noch relativ gut. Je später die Ernte, desto schlechter wurde sie. Unter der Trockenheit der vergangenen acht Wochen leiden vor allem jene Pflanzen, die sich erst im Hochsommer voll entwickeln, etwa Mais und Spätkartoffeln.
Da dies der zweite Sommer in Folge mit schwacher Ernte ist, wird immer hitziger über Staatshilfen diskutiert. Der Bauernverband forderte unlängst Soforthilfen von einer Milliarde Euro, um die gröbsten Ausfälle aufzufangen. Kritiker entgegnen den Landwirten, die Bauern würden in guten Jahren ja auch keine Extrasteuern zahlen als Dank für die Staatshilfe in schlechten Jahren.
Bayern fordert verbilligte Policen
Im Zuge des Klimawandels langfristiger gedacht wären wirksame Versicherungen etwa gegen Dürre. Genau die sind bisher aber für den einzelnen Landwirt kaum finanzierbar, da anders als etwa bei Hagel-Ereignissen die Ausfälle bei einer ausgedehnten Dürre viel größer und damit teurer sind – und damit auch die Versicherungspolicen. In vielen Ländern, allen voran Frankreich, subventioniert der Staat deshalb solche Versicherungen längst. Genau das fordert nun Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU): „Der Staat kann angesichts des Klimawandels nicht jedes Jahr das Risiko übernehmen und immense Summen als Schadensausgleich bereitstellen.“ Im NRW-Ministerium gibt es dazu noch keine klare Meinung. Das sei Thema der kommenden Agrarministerkonferenz, hieß es.
Die Natur leidet unter Hitze und Trockenheit