Essen. . Personalchef Burkhard soll die aufgebrachte Arbeitnehmerseite doch noch von der Stahl-Fusion mit Tata überzeugen. Es geht um Jobs, Werke und Geld
Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger hat vergangene Woche die Grundsatzeinigung mit Tata über eine Stahl-Ehe geliefert – IG Metall und Betriebsrat haben prompt mit Protestkundgebungen ihre Muskeln spielen klassen. Nun beginnt die Zeit, über die bevorstehende Zäsur in der Konzerngeschichte miteinander zu reden.
Chefvermittler ist Personalchef Oliver Burkhard, der frühere NRW-Chef der IG Metall. Er soll den Betriebsrat und die Gewerkschaft von Hiesingers Fusionsplänen überzeugen. Burkhard leitet für den Konzern eine Arbeitsgruppe aus Vertretern beider Seiten, die über die Modalitäten der Fusion beraten soll. Die Arbeitnehmerseite führt Markus Grolms, für die IG Metall Vizechef des Aufsichtsrats.
Hiesinger versprach Transparenz - die soll es nun geben
Das Gremium hatte am Samstag über die Pläne zur Fusion der europäischen Stahlgeschäfte von Thyssen-Krupp und Tata beraten. Am Ende der von erneuten Protesten am Essener Konzernsitz begleiteten Sitzung stand die Entscheidung des Aufsichtsrats, diese Arbeitsgruppe einzusetzen. Sie soll dafür sorgen, dass bei der für Anfang 2018 geplanten Abstimmung die Arbeitnehmerseite die Fusion ebenfalls mittragen kann.
Hiesinger hatte nach Verkündung der Grundsatzeinigung mehr Transparenz versprochen. Nun sollen die Arbeitnehmer über Details informiert und eingebunden werden. Die IG Metall begrüßte die Einsetzung des Gremiums. Es soll die zwischen Thyssen-Krupp und Tata nun beginnende gegenseitige Bücherprüfung begleiten. Diese so genannte due diligence soll in den kommenden Monaten Klarheit schaffen und schließlich im neuen Jahr in einen Fusionsvertrag münden, der dann noch von den Kartellbehörden geprüft werden muss.
Beschäftigte bemängeln fehlende Einbindung
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Nach Verkündung der Einigung hatten die Beschäftigten vergangenen Freitag zu Tausenden gegen die Fusion demonstriert, beklagt wurde auch die mangelnde Einbindung durch den Vorstand. Hiesinger betonte im WAZ-Interview, die Gespräche mit der Arbeitnehmerseite jetzt beginnen und sehr offen führen zu wollen.
Das übernimmt an vorderster Front sein Vorstandskollege Burkhard, der vor vier Jahren von der Landesspitze der Gewerkschaft in den Vorstand des Dax-Konzerns gewechselt ist. Burkhard kennt die andere Seite bestens, in seiner Zeit als IG-Metall-Chef hat er sich in Tarifrunden den Ruf eines taktisch versierten, aber stets um Ausgleich bemühten Chefunterhändlers erworben. Seinem Verhandlungsgeschick entsprangen nicht nur hohe Lohnzuschläge in guten Jahren, sondern auch kluge Krisenabschlüsse, bei denen nicht das Geld, sondern der Erhalt der Arbeitsplätze vornan stand. So beispielhaft 2010 in der Metall- und Elektroindustrie, als die Bedingungen der Kurzarbeit tariflich ausgeweitet wurden, um glimpflich durch die Krise zu kommen, was letztlich auch funktioniert hat. An gegenseitigem Respekt dürfte es in der Arbeitsgruppe also nicht mangeln.
Betriebsrat und IG Metall werden besonders über Garantien für Arbeitsplätze und Werke reden wollen sowie den Erhalt der Montanmitbestimmung. Dazu wollen sie Zusagen von Thyssen-Krupp, die Hälfte am neuen Stahlunternehmen langfristig zu halten. Und über allem steht noch die wichtigste Frage, wie Thyssen-Krupp Tata Steel von seinen Muttergesellschaften finanziell aufgestellt wird.
Breite Verhandlungsmasse
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Burkhard und Grolms steht also eine sehr breite und vielschichtige Verhandlungsmasse zur Verfügung. Für einen Kompromiss, mit dem alle leben können, müssen beide Seiten nun sagen, welche Punkte ihnen mehr und welche weniger wichtig sind. In der Grundsatzeinigung mit Tata gesetzt sind 2000 zu streichende Stellen bei Thyssen-Krupp, je zur Hälfte in der Verwaltung und in der Produktion. Bei insgesamt 27 000 Arbeitsplätzen sollte das ohne betriebsbedingte Kündigungen zu machen sein. Die Arbeitnehmerseite wird deshalb vor allem im Blick haben, wie zukunftsfest die verbleibenden 25 000 Jobs sein werden.