Herten. . Bislang stand die modernste Filiale in Gladbeck. Den neuen Prototypen mit Backstraße, breiten Gängen und viel Licht testet Aldi Nord in Herten.

Der Essener Discounter Aldi Nord hatte erst im September in Gladbeck seinen „Markt der Zukunft“ eröffnet. Gerade einmal ein halbes Jahr später bringt die Kette ab Donnerstag in Herten einen wiederum runderneuerten „Prototypen“ an den Start. Die Modernisierungsstrategie geht offenbar auf: Aldi Nord wächst stärker als andere Discounter in Deutschland.

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An der Josefstraße in Herten liegen Vergangenheit und Zukunft nebeneinander: Wie ein Schuhkarton wirkt die geschlossene Aldi-Filiale im Vergleich zu dem großzügigen Neubau – eingerahmt von den Konkurrenten Rewe, Netto und Lidl. 1200 Quadratmeter groß ist der neue Aldi-Laden und erreicht damit erstmals die Dimension ei­nes Supermarkts. Am gläsernen Eingang erwartet ein Kaffeeautomat die Kunden, der einen Cappuccino aus der Hertener Hausrösterei für einen Euro und 87 Grad heiß ausspuckt. Für den Becher gibt es eine Halterung am Einkaufswagen.

Backstraße ist ausgebaut worden

Die breiten Gänge führen die Kunden zunächst zur „Backstraße“, die der Discounter deutlich ausgebaut hat. Das Sortiment wurde um rund ein Drittel aufgestockt. Mitarbeiter backen 36 verschiedene Brote und Brötchen mehrmals am Tag in Automaten. Die Kunden können dabei zusehen. „Mit den Backstraßen haben wir den Umsatzanteil verdoppelt“, sagt Reinhard Giese, Geschäftsführer der Regionalgesellschaft Herten. „Die Teigrohlinge kommen von Lieferanten in Deutschland, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten“, betont der Aldi-Manager. Auf Backautomaten setzen inzwischen alle Supermärkte und Discounter. Ein Kürbiskern-Brötchen von Aldi kostet 29 Cent. Ein 500 Gramm schweres Weizenmischbrot ist für 99 Cent zu haben.

Aldi-Nord-Manager Kay Rüschoff vor den neuen Kühltheken in Herten.
Aldi-Nord-Manager Kay Rüschoff vor den neuen Kühltheken in Herten. © Kai Kitschenberg

Deutlich vergrößert hat der Essener Familienkonzern auch die Obst- und Gemüseabteilung. „Wir haben im vergangenen Jahr 80 Artikel zusätzlich ins Sortiment aufgenommen“, sagt Giese. Aldi hat die Regale so aufgebaut, dass die Kunden Essig, Öl, Reis und Mayonnaise gleich im Umfeld finden.

Ein eigenes Kühlregal ist in Herten für Fisch und Fischprodukte reserviert. „Bei Fisch und Feinkost sind wir bei Menge und Umsatz der Marktführer in Deutschland“, erklärt der Geschäftsführer und bezieht dabei das Mülheimer Schwester-Unternehmen Aldi Süd mit ein.

Verkauf findet weiter aus Kartons statt

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Weil die Supermärkte den Discountern zuletzt wieder stärker den Rang abliefen, hat auch Aldi Nord verstärkt auf Markenprodukte gesetzt. Mit modernen Läden will das Unternehmen nun auch optisch zur Supermarkt-Konkurrenz aufschließen. Dem Discountprinzip bleibt Aldi aber trotz aller LED-Helligkeit, schicken Wandvertäfelungen und beleuchteten Regalen treu. Die 45 Weine aus dem Dauersortiment etwa werden weiter aus Kartons verkauft. Sie werden mit einer Öffnung angeliefert, so dass Kunden hineingreifen können und die Mitarbeiter die Schachteln nicht aufschneiden müssen. „Effizienz ist unser zweiter Vorname“, betont Giese mit einem Augenzwinkern. „Wir bieten ein schönes Ambiente, bleiben aber zweckmäßig und effizient.“

Nach Angaben von Kay Rüschoff, Geschäftsführer für Marketing bei Aldi Nord, sollen im laufenden Jahr rund 120 Filialen modernisiert werden. Allerdings nach dem Konzept, das im Herbst 2016 in Gladbeck Premiere feierte.

Bis zu 1000 Kunden täglich in jeder Filiale

Den Prototypen in Herten mit seinen weitergehenden und damit kostspieligeren Neuerungen will Aldi Nord zunächst testen. „Wir erwarten natürlich ein Umsatzwachstum. Wirtschaftlichkeit ist der Maßstab“, so Rüschoff. Denn trotz der Investitionen in neue Märkte, deren Höhe das Unternehmen nicht beziffern will, sollen die Preise für die Verbraucher nicht steigen. Auch dieser Anspruch gehört zum Discountprinzip.

Der bislang modernste Markt in Gladbeck jedenfalls scheint die Erwartungen erfüllt zu haben. Regionalgeschäftsführer Giese spricht von „gut zweistelligen Umsatzzuwächsen“ dort. Im Schnitt kommen jeweils 800 bis 1000 Kunden täglich in die über 2400 Filialen. Den durchschnittlichen Monatsumsatz eines Marktes beziffert Rüschoff auf 461.000 Euro.