Osnabrück. Einen Tag nach der Insolvenzanmeldung hat sich der vorläufige Verwalter von Karmann vor die Belegschaft gestellt und leise Zuversicht verbreitet: Bei dem Cabriohersteller könne weitergearbeitet werden, die Löhne seien vorerst gesichert. Dennoch stehen hinter der Zukunft viele Fragezeichen

Der vorläufige Insolvenzverwalter des angeschlagenen Automobilbauers Karmann, Ottmar Hermann, hat sich für eine Fortführung des Unternehmens ausgesprochen. Bei Karmann könne weitergearbeitet werden, wenn Kunden und Lieferanten zum Unternehmen stünden, sagte er am Donnerstag in Osnabrück nach einer Betriebsversammlung, auf der die Belegschaft über die Insolvenz unterrichtet worden war. Dringlichste Aufgabe sei es, jetzt Geld in die Kasse zu bekommen und Lösungen für den Erhalt des Unternehmens zu finden.

"Jeder muss sich Sorgen um seinen Job machen"

«Wir wollen so schnell wie möglich aus der Insolvenz rauskommen», sagte Hermann. Die Löhne für die nächsten Wochen seien gesichert. Die Mitarbeiter würden aus dem Insolvenzgeld bezahlt. Gemeinsam mit Betriebsrat und Gewerkschaft sollten Lösungen für die Weiterbeschäftigung gefunden werden. Entwarnung für die Mitarbeiter konnte Hermann jedoch nicht geben. In einer Insolvenz müsse sich jeder «Sorgen um seinen Job machen», sagte er.

Die Geschäftsführung des Osnabrücker Autobauers hatte am Mittwoch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt und den Schritt mit drohender Zahlungsunfähigkeit angesichts bevorstehender finanzieller Verpflichtungen begründet. Karmann beschäftigt derzeit 3315 Mitarbeiter und hatte bereits im März die Entlassung von 1340 Beschäftigten angekündigt.

Politik appelliert an Eigentümer

Unterdessen appellierte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) an die Verantwortung der Eigentümer des insolventen Autobauers Karmann. Er hoffe sehr, dass die Eigentümer ihren Beitrag für «notwendige Instrumente» wie etwa eine Transfergesellschaft leisteten, sagte Wulff der «Neuen Osnabrücker Zeitung».

Zugleich kündigte der Regierungschef weitere Hilfen für das Unternehmen an. «Sofern eine Transfergesellschaft zustande kommt, werden wir mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln helfen», betonte Wulff.

Der Ministerpräsident verwahrte sich gegen den Vorwurf eines mangelnden Engagements für Karmann. «Wir haben als Landesregierung kein anderes Unternehmen mehr finanziell gefördert als Karmann», versicherte der CDU-Politiker. Seine Gespräche zur Rettung der Traditionsfirma mit VW, Audi, Daimler, BMW, Opel und Saab seien jedoch vor dem Hintergrund der weltweiten Krise gescheitert.

Ministerpräsident in der Kritik

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer warf Wulff dagegen vor, sich zu wenig für Karmann getan zu haben. Zwischen Karmann und VW habe es schon immer eine enge Verbindung gegeben. «Hier wäre der Ministerpräsident gefragt gewesen, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt», sagte Dudenhöffer der Hannoverschen »Neuen Presse« (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hätte in einem solchen Fall nicht einfach zugesehen, sondern mit VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech geredet. »Mit wem redet eigentlich Herr Wulff?», fragte Dudenhöffer.

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