Essen. Wegen Problemen auf dem Stahlmarkt fürchten Thyssen-Krupp-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Der Konzern tut wenig, um Ängste zu zerstreuen.

Thyssen-Krupp leidet unter der Krise auf dem Stahlmarkt. Deshalb wächst bei der Belegschaft die Angst vor neuen Einschnitten in der traditionsreichen Stahlsparte des Konzerns. Die Konzernführung tat am Donnerstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen nichts, um die Ängste zu zerstreuen. Im Gegenteil: "Wir sehen strukturelle Herausforderungen", sagte der Finanzvorstand des Konzerns Guido Kerkhoff. Angesichts des anhaltenden Preisdrucks beim Stahl sei es eine wichtige Aufgabe, das Geschäft effizienter zu machen.

"Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen", sagte der Manager, als er bei einer Telefonkonferenz auf die Notwendigkeit weiterer Einsparungen und sogar möglicher Werksschließungen angesprochen wurde. Konkreter wollte Kerkhoff nicht werden, auch nicht mit Blick auf die Mitarbeiter. "Man muss auch einmal eine Periode einer gewissen Unsicherheit aushalten können."

Betriebsrat hatte vor Standortschließungen gewarnt

Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, dass vor allem ein Warmwalzwerk in Bochum als gefährdet gelte, da dies im Konzernvergleich zu hohe Kosten habe. Aber auch für Werke im siegerländischen Kreuztal und in Gelsenkirchen könne es eng werden. In der Diskussion sei auch die Zukunft der Duisburger Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), das Thysssen-Krupp zusammen mit Salzgitter und dem französischen Vallourec-Konzern gehört.

Der Betriebsrat der Thyssen-Krupp-Stahlsparte hatte bereits im Juni vor möglichen Standortschließungen gewarnt. Für die rund 18.000 Beschäftigten der Stahlsparte des Essener Konzerns gilt allerdings bis 2020 ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen.

Besserungen sind in Sicht

Die niedrigen Stahlpreise belasteten Thyssen-Krupp auch im dritten Geschäftsquartal stark. Der Umsatz sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Der operative Gewinn ging um 18 Prozent auf 441 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verdiente Thyssen-Krupp 130 Millionen Euro, das ist gut ein Drittel weniger als vor einem Jahr.

Etwas Besserung ist aber in Sicht. "Wir verzeichnen jetzt erste Verbesserungen bei den Roh- und Werkstoffpreisen", sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Schon im abgelaufenen Quartal hätten sich erste Erholungstendenzen gezeigt. An der vor drei Monaten gesenkten Prognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr hielt der Konzern fest.

Den Gewerkschaften gehen Pläne des Konzerns zu weit

Derzeit führt der Konzern Gespräche mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel über einen möglichen Zusammenschluss der jeweiligen europäischen Stahlaktivitäten. Damit verbunden ist die Hoffnung auf erhebliche Kostenvorteile für beide Seiten. Kern des geplanten Verbunds dürften das Thyssen-Krupp-Stahlwerk in Duisburg und die Tata-Anlage im niederländischen Ijmuiden sein.

Den Gewerkschaften gehen die Pläne von Thyssen-Krupp viel zu weit. Sie wollen Ende des Monats gegen neue Einschnitte im Stahlbereich demonstrieren. (dpa)