Duisburg. . Ex-Radprofi Jan Ullrich will die Villa des Textilunternehmers Günther Dahms aus Mülheim pfänden. Vor Gericht geht es vor allem um Doping-Vorwürfe.
Der Rechtsstreit zwischen Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich (42) und seinem einstigen Rennstallchef Günther Dahms wogt seit 12 Jahren hin und her. Nun versucht der 68-jährige Textil-Unternehmer aus Mülheim juristisch zu verhindern, dass Ullrich seine Villa unter den Hammer bringt. Jetzt verhandelte das Landgericht Duisburg über seinen Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den Ex-Star des Rennstalls „Coast“. Doch es sieht nicht gut aus für Dahms.
Ullrich und Dahms verkehren nur noch über die Anwälte
Im Jahr 2003, als Ullrich kurzzeitig für das Team „Coast“ des Mülheimers fuhr, war die Welt noch in Ordnung: Mit strahlendem Lächeln ließen sich Ullrich und Dahms damals ablichten. Inzwischen sprechen sie nur noch über Anwälte miteinander. Denn mit der Verpflichtung von Jan Ullrich und anderen Rad-Promis hatte sich der Rennstall „Coast“ übernommen.
Als das Geld nicht mehr floss, verklagte Jan Ullrich seinen früheren Arbeitgeber. 2008 sprach ihm das Oberlandesgericht Düsseldorf 340 000 Euro plus Zinsen zu. Im Rahmen dieses Prozesses hat Ullrich unter Eid bestritten, in der Zeit seiner Tätigkeit für Dahms Anfang 2003 gedopt zu haben.
Von einem Sportgericht wegen Dopings verurteilt, gab Ullrich 2013 öffentlich zu, während seiner Profi-Tätigkeit unerlaubte Hilfsmittel benutzt zu haben. Günther Dahms und seine Anwälte ziehen daraus den Schluss, dass Ullrich auch während der Zeit bei „Coast“ gedopt habe. Dabei hatte der angesichts der Vorgänge im Profi-Radsport heute scheinheilig wirkende Fahrervertrag das ausdrücklich untersagt.
Dahms will Zwangsversteigerung verhindern
Ullrich will nun die Zwangsversteigerung einleiten. Und genau das will Dahms verhindern. Beim Landgericht Duisburg hat er einen neuen Prozess angestrengt, der das Urteil von 2008 negieren soll. Und bis zu einer Entscheidung soll das Gericht Jan Ullrich untersagen, gegen ihn zu vollstrecken. Schließlich, so seine Anwälte, stelle das Grundstück in Mülheim mit rund 1,5 Millionen Euro Verkehrswert den letzten Besitz des heute von schmaler Rente lebenden Dahms dar.
Der Vorsitzende der 10. Zivilkammer des Landgerichts signalisierte allerdings recht deutlich, dass Dahms sich kaum Hoffnung machen dürfe. Selbst wenn Ullrich in Medien pauschal zugab, gedopt zu haben, sei dies kein Beweis dafür, dass er auch Anfang 2003 gedopt habe und folglich 2008 einen Meineid geleistet habe.
Zudem stellte der Vorsitzende den Anwälten Dahms’ die Frage, welchen Schaden sie eigentlich von ihrem Mandanten abwenden wollen: Das fragliche Grundstück sei so hoch verschuldet, dass der Mülheimer auch ohne Zwangsvollstreckung keinen Gewinn mehr erwarten könne.