Mülheim/Ruhr. Im Ringen um die Fusion mit Edeka drängt der Tengelmann-Chef zur Eile. Ansonsten werde die Supermarktkette eventuell zerschlagen.
Der Familienkonzern Tengelmann drängt auf ein rasches Ende des Tauziehens um die Fusion seiner Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann mit dem Marktführer Edeka. „Es muss zu einer Klärung kommen“, forderte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub am Donnerstag. „Ende Juli ist eine Deadline, an der ich wissen will, ob es vorangeht“, betonte er. Indirekt drohte er erneut mit einem Aus für die Supermarktkette, sollte die Fusion nicht klappen: Ohne eine Einigung gebe es für Kaiser’s Tengelmann „verschiedene Möglichkeiten, aber keine sympathischen“. Haub zeigte sich aber optimistisch, dass „die notwendigen Tarifverträge bis Ende des Monats vorliegen können“.
Edeka und Haub hatten die Fusionspläne vor 21 Monaten besiegelt. Doch die Umsetzung zieht sich hin. Das Kartellamt legte sein Veto ein, im März hebelte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel dieses nach langer Prüfung aus. Seine Ministererlaubnis verknüpfte er aber mit Auflagen - Gabriel pocht unter anderem darauf, dass Edeka mit allen Arbeitnehmern rechtssichere Tarifverträge vereinbart, die über fünf Jahre betriebsbedingte Kündigungen ausschließen.
Kaiser’s Tengelmann macht seit Jahren Verlust
Edeka verhandelt nun seit gut vier Monaten mit den Arbeitnehmern über die Umsetzung der Auflagen. In Nordrhein-Westfalen waren für Anfang Juli vereinbarte Verhandlungstermine zuletzt geplatzt. Die Gewerkschaft Verdi hatte Edeka dort vorgeworfen, zentrale Auflagen der Ministererlaubnis zu missachten. Nun soll es aber neue Gespräche geben, hatte Verdi angekündigt. Haub selbst sitzt als Verkäufer bei den Verhandlungen nicht mit am Tisch.
Kaiser’s Tengelmann zählt seit langem zu den Sorgenkindern der Mülheimer Familienunternehmergruppe Tengelmann. Die Handelskette hatte in der Vergangenheit über Jahre rote Zahlen geschrieben. Angaben zum genauen Ergebnis der gesamten Gruppe im zurückliegenden Jahr machte Haub nicht. Mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 4,5 Prozent auf gut 8,2 Milliarden Euro habe das Familienunternehmen das zurückliegende Jahr jedoch erfolgreich abgeschlossen, sagte Haub. (dpa/rtr)