Essen. Stahlkonzerne in der Krise. Langsam steigen die Preise zwar wieder. Doch die Erholung schlägt sich bei Thyssenkrupp noch nicht in der Bilanz nieder.
Die stark gesunkenen Stahlpreise haben tiefe Spuren in der Bilanz des Industriekonzerns Thyssenkrupp hinterlassen. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres brach der Gewinn um 62 Prozent auf 37 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag in Essen mitteilte. Der Umsatz ging um acht Prozent auf 19,4 Milliarden Euro zurück. Der Verfall der Preise sei stärker gewesen und habe länger angehalten als erwartet. Deshalb senkte der Vorstand die Prognosen für das Ende September endende Gesamtjahr. Zuletzt hatten sich die Preise angesichts besserer Aussichten vor allem der chinesischen Wirtschaft zwar recht deutlich erhöht. Doch das kommt für Thyssenkrupp zu spät, um die bisherigen Einbrüche aufzuholen.
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Das Management erwartet im laufenden Geschäftsjahr einen Rückgang des bereinigten Ebit auf nur noch gut 1,4 Milliarden Euro (1. Halbjahr: 560 Mio Euro). Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch knapp 1,7 Milliarden Euro verdient. Bislang lag das Ziel für dieses Jahr bei 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro. Auch die Aussicht auf einen deutlich steigenden Nettogewinn gab der Vorstand nun auf. Er hält nun noch einen Überschuss auf dem Niveau des Vorjahres für möglich, als unter dem Strich 210 Millionen Euro übrig geblieben waren.
Eigenkapital schmolz um 600 Millionen Euro
Die Ergebnisse wären ohne das neuerliche Sparprogramm noch schlechter ausgefallen, denn dies verbesserte allein den operativen Gewinn um 450 Millionen Euro. Im Gesamtjahr soll es Einsparungen von 850 Millionen Euro bringen.
Auch die Finanzlage verschärfte sich wieder. Die Nettoschulden stiegen von Ende Dezember bis Ende März um rund 400 Millionen auf 4,8 Milliarden Euro. Das lag unter anderem daran, dass der Konzern wie üblich zu Beginn eines Kalenderjahres seine Vorräte erhöht. Zugleich schmolz das Eigenkapital im gleichen Zeitraum um 600 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro. Dabei schlugen sich vor allem die Folgen des historischen Zinstiefs nieder, weil der Konzern die Rückstellungen für seine Pensionsverpflichtungen neu bewerten musste.
Grund für die dünnen Finanzpolster sind immer noch die Fehlinvestitionen in den vor mehr als zehn Jahren begonnenen Bau von zwei Stahlwerken in Brasilien und den USA. Sie haben für Milliardenverluste gesorgt und die Substanz des Konzerns aufgezehrt. Während das Werk in den USA seit gut zwei Jahren verkauft ist, lastet die Anlage in Brasilien weiter auf dem Konzern. Sie steckt noch tief in den roten Zahlen.
Gerüchte in Duisburg um Tata Steel
Das Werk soll möglichst schnell verkauft werden. Ein Hindernis dafür räumte der Konzern zuletzt aus dem Weg, indem er sich mit dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale auf die Übernahme von dessen 27-prozentigem Anteil an der Anlage in der Nähe von Rio de Janeiro einigte.
Derweil hoffen viele Analysten auch auf Fortschritte im europäischen Stahlgeschäft. Zuletzt gab es nicht dementierte Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss des Thyssenkrupp-Stahlwerks Duisburg mit den niederländischen Aktivitäten des indischen Konzerns Tata Steel. (dpa)