Essen/Sydney/Paris. . ThyssenKrupp ist bei einem Milliardenprojekt zum Bau von zwölf U-Booten in Australien leer ausgegangen. Vize-Aufsichtsratschef zeigt sich überrascht.
Es hätte ein Auftrag mit historischer Dimension werden können, doch nun ist Thyssen-Krupp bei der Ausschreibung eines Milliarden-Projekts zum Bau von zwölf U-Booten in Australien leer ausgegangen. Den Zuschlag erhielt nicht das Essener Traditionsunternehmen, sondern der französische Staatskonzern DCNS, wie der australische Ministerpräsident Malcolm Turnbull am Dienstag mitteilte. Das Auftragsvolumen könnte sich inklusive der jahrzehntelangen Wartung auf umgerechnet rund 34 Milliarden Euro belaufen.
Auch interessant
Frankreichs Premierminister Manuel Valls sprach von einem „wunderbaren Erfolg“. Er sei „stolz auf unsere Ingenieure, Techniker und Arbeiter“. Aus dem Élyséepalast verlautete: „Frankreich ist dankbar für das Vertrauen, das Australien ihm beweist.“ Nach Einschätzung des französischen Verteidigungsministers Jean-Yves Le Drian bedeutet der Vertrag Tausende Arbeitsplätze in Frankreich. Am Bieterwettstreit hatte sich zunächst auch ein japanisches Konsortium beteiligt, es zog aber kürzlich zurück.
Die Fertigung der neuen Schiffe soll in wenigen Jahren beginnen
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sagte, dass Thyssen-Krupp den Auftrag nicht bekommen habe, sei „bedauerlich“. Der Essener Konzern ist einer der größten U-Boot-Produzenten der Welt. Thyssen-Krupp hatte damit geworben, seit Jahrzehnten im Geschäft zu sein und U-Boote für rund 20 Staaten gebaut zu haben, darunter für Israel, Italien, Korea und Brasilien. An der Börse zählte Thyssen-Krupp am Dienstag zu den größten Verlierern. Die Aktie fiel zeitweise um gut fünf Prozent.
Der Kieler IG-Metall-Chef und Vize-Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), Peter Seeger, zeigte sich überrascht. „Ich bin erstaunt, dass der Auftrag jetzt doch an die französische Werft geht“, sagte er dieser Redaktion. Es habe bis zuletzt große Zuversicht im Unternehmen geherrscht.
Thyssen-Krupp teilte mit, man respektiere die Entscheidung der australischen Regierung. Zugleich wurde betont, das Unternehmen verfüge im U-Boot-Bereich über „eine hohe Auslastung, einen soliden Auftragsbestand und damit eine gute Planbarkeit für die kommenden Jahre“.
Die Fertigung der neuen Schiffe soll in wenigen Jahren beginnen, das erste U-Boot Anfang der 2030er-Jahre in Dienst gestellt werden. Die Schiffe sollen überwiegend in Australien gebaut werden. Auch Thyssen-Krupp hatte zugesagt, in Australien ein Werk aufzubauen und die U-Boote dort herzustellen.