Thyssen-Krupp Bau wird keine U-Boote für Australien bauen. Das ist bitter für den Konzern und eine Niederlage für das Management.

Es wäre einer der größten Auf­träge der Firmengeschichte ­gewesen. Doch nun geht Thyssen-Krupp bei der Vergabe eines Milliardenprojekts zum Bau von U-Booten für Australien leer aus. Das ist bitter für den Konzern und eine Niederlage für das Management.

Bis zuletzt buhlte Thyssen-Krupp um die Gunst der australischen Regierung, und die Chancen schienen durchaus gut zu sein. Auch wenn niemand in der Essener Konzernzentrale übertrie­bene Erwartungen wecken wollte – berechtigte Hoffnungen auf einen Zuschlag gab es schon.

Konzernchef Heinrich Hiesinger kämpft derzeit ohnehin mit konjunkturellem Gegenwind. Besonders groß sind die Sorgen in der Stahlsparte mit ihrem wichtigen Standort Duisburg. Auch Geschäftsbereiche wie der Großanlagenbau könnten zunehmend darunter leiden, wenn die Weltwirtschaft Schwächen zeigt.

In China geht das Wachstum zurück, auch Brasilien – ein wichtiger Markt für Thyssen-Krupp – entwickelt sich nicht gerade gut. Nach der existenzbedrohlichen Krise in den vergan­genen Jahren infolge des missglückten Baus des Stahlwerks in Brasilien ist das Traditionsunternehmen aus dem Ruhrgebiet nach wie vor ­geschwächt. Die Aufräum- und Aufbauarbeiten von Hiesinger wirken sich zwar positiv aus, doch der Konzernchef sagt selbst, dass Thyssen-Krupp noch nicht am Ziel ist.

Ein Zuschlag aus Australien hätte Hiesinger ein Aufbruchsignal beschert. Ganz gezielt setzt er schließlich auf das Konzept eines breit aufgestellten Industriekonzerns, der nicht nur Stahl, sondern auch Aufzüge, Autoteile, Zement- und Düngemittelfabriken oder eben U-Boote herstellt.

Zur Strategie gehört auch, die Aufs und Abs der verschiedenen Bereiche auszugleichen. Insofern hätte ein Erfolg im fernen Australien indirekt auch den Stahlarbeitern in Duisburg geholfen, weil das ganze Unternehmen von den Gewinnen einzelner Geschäftsfelder profitiert.

Nach der verpassten Chance rücken die Probleme in der Heimat umso stärker in den Fokus – insbesondere die schwierige Situation in der Stahlindustrie. Je länger es dauert, bis Konzernchef Hiesinger eine ­Lösung präsentiert, desto größer dürfte der Druck werden.