Bochum. . Der Aral-Mutterkonzern baut Hunderte Arbeitsplätze in Bochum und Gelsenkirchen ab. Stellen werden auch vom Revier nach Budapest verlagert.

Der Bochumer Aral-Mutterkonzern BP stellt sich auf eine schrumpfende Nachfrage nach Benzin und Diesel ein und streicht daher Hunderte Arbeitsplätze in Deutschland. Bis Ende 2020 sollen weitere 580 Stellen wegfallen, kündigte Michael Schmidt, der Chef von BP Europa, an. Dabei läuft bereits ein Programm zum Stellenabbau. Vor einigen Monaten war mit den Betriebsräten die Streichung von 250 Arbeitsplätzen in Bochum vereinbart worden, davon sind bis jetzt etwa 100 Stellen verschwunden. Die Pläne von BP sehen auch vor, Arbeitsplätze von Bochum nach Budapest zu verlagern.

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In einer kurzfristig angekündigten Telefonkonferenz verteidigte Schmidt die Einschnitte, die neben der Zentrale in Bochum auch den Raffinerie-Standort in Gelsenkirchen betreffen. „Das war für unser Unternehmen keine einfache Entscheidung“, sagte Schmidt. Nach Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG BCE gebe es nun eine Einigung, die unter anderem „ein attraktives Abfindungspaket“ vorsehe. Zusätzlich zu einem bereits gültigen Sozialplan mache BP den Beschäftigten ein verbessertes Angebot. Zur Höhe der Abfindungen wollte sich Schmidt nicht äußern. Ziel sei es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. BP wolle „so sozialverträglich wie möglich“ vorgehen.

Am BP-Verwaltungsstandort in Bochum, wo derzeit etwa 1400 Menschen arbeiten, entfallen nach Konzernangaben zusätzlich zu den bereits beschlossenen 250 Stellen etwa 210 weitere Arbeitsplätze. In Gelsenkirchen sind rund 270 der aktuell 1700 Arbeitsplätze betroffen, in der Raffinerie in Lingen geht es um 100 von derzeit 780 Stellen.

Personalabbau in Bochum am schnellsten

Am schnellsten soll der Personalabbau in Bochum erfolgen – nämlich bis Ende 2017. In Gelsenkirchen will sich BP bis 2020, in Lingen bis 2019 Zeit lassen. Bundesweit zählt der Mineralölkonzern momentan rund 5000 Mitarbeiter.

„Wir haben außerordentlich harte Verhandlungen hinter uns“, sagte IG BCE-Verhandlungsführer Detlef Lüke unserer Zeitung. „Am Ende ist es gelungen, einen tragfähigen Kompromiss unter Dach und Fach zu bringen.“ Der Sozialplan sei „materiell gut ausgestattet“, so Lüke. „Findet er eine positive Resonanz in der Belegschaft, kann es gelingen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.“

Verlagerungen von Bochum nach Budapest

Die Planungen von BP sehen auch weitere Jobverlagerungen aus den Bereichen Buchhaltung und Rechnungslegung von Bochum nach Budapest vor. Seit der Gründung im Jahr 2009 waren bereits Verwaltungsaufgaben der BP von Deutschland in die ungarische Hauptstadt abgewandert. Bei dem nun beschlossenen weiteren Personalabbau gehe es um rund 20 Arbeitsplätze, erklärte BP.

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Der Konzern begründet die Kürzungen damit, dass die Mineralölbranche in weiten Teilen Europas seit Jahren einem schrumpfenden Markt erlebe. Der europäische Ölverbrauch sei 2014 auf den niedrigsten Stand seit 1969 gesunken. Angesichts steigender Effizienz und erneuerbarer Energien werde sich diese Entwicklung fortsetzen, sagte Schmidt. Er rechne damit, dass der Benzinverbrauch zwischen den Jahren 2011 und 2025 um 40 Prozent sinken werde. Beim Diesel gehe er von einem Rückgang um zehn Prozent aus.

Auflösung der Gemeinschaftsfirma Ruhr Oel hat Folgen

In der Raffinerie-Industrie wachse zudem die Konkurrenz durch Anlagen in Asien und im Nahen Osten. Auch die geplante Auflösung der Gemeinschaftsfirma Ruhr Oel, die BP mit dem russischen Konzern Rosneft betrieb, hinterlässt Spuren an den Revierstandorten. Es entfallen Jobs, die bislang für Ruhr Oel notwendig waren.

BP Europa befinde sich nicht in einer Krise, stellte Schmidt klar. Die Marktführerschaft der Tankstellenkette Aral wolle BP behalten. Über die Pächter sind rund 15 000 Menschen bei Aral beschäftigt. Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechne er mit einem Gewinn. Zu erwarten sei „ein mittlerer positiver dreistelliger Millionenbetrag“ als Ergebnis. Angesichts vergleichsweise niedriger Kraftstoffpreise gab es zuletzt an den Tankstellen eine steigende Nachfrage. Er gehe aber nicht davon aus, dass der steigende Spritverbrauch ein dauerhafter Trend sein werde, betonte Schmidt.