Essen. . Die Höhe variiert bundesweit von 5,71 bis 12,75 Prozent. Nicht alle Sparkassen und Banken informieren ihre Kunden offensiv.
Wer an Rhein und Ruhr sein Girokonto überzieht, bezahlt bei der Sparkasse Duisburg mit 12,29 Prozent die höchsten Dispozinsen in der Region. Das ergaben Auswertungen des Recherchebüros Correctiv und dieser Zeitung. Das Ergebnis des bundesweiten Sparkassenvergleichs mit Zahlen von November 2015 bis zum Februar dieses Jahres zeigt: Die Höhe der Dispozinsen und das Maß der Transparenz ist allein bei den örtlichen Sparkassen höchst unterschiedlich.
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Die meisten Zinsen bezahlen Sparer bei der Sparkasse Scheeßel in Niedersachsen; sie verlangt mit 12,75 Prozent den höchsten Dispozins Deutschlands. Am günstigsten kommen liquide Sparer und Neukunden bei der Sparkasse Holstein weg, sie bezahlen nur 5,71 Prozent. Allerdings: Für Kunden mit weniger guter Bonität werden auch dort 8,71 beziehungsweise 12,71 Prozent fällig.
Verbraucherschützer fordern Dispo-Obergrenze
Bei den Sparkassen an Rhein und Ruhr verlangen die Sparkasse Bottrop (9,99 Prozent) und Gladbeck (9,83 Prozent) die geringsten Zinssätze. Von im Schnitt deutlich günstigeren Zinsen als bei den Sparkassen profitieren Kunden der überregionalen Geldhäuser, wie der Commerzbank (10,75 Prozent), der Deutschen Bank (7,95 Prozent) oder der Targobank (7,63 Prozent). Dort gibt es allerdings oft große Unterschiede zwischen den einzelnen Kontomodellen. So schwanken die Dispozinsen bei der Deutschen Bank etwa zwischen 7,95 und 10,75 Prozent.
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Verbraucherschützer und Politiker fordern seit langem eine Obergrenze für den Dispokredit. „Wir wollen Abzocke vermeiden“, so Peter Knitsch, Staatssekretär des NRW-Verbraucherschutzministeriums. Maximal acht Prozent über dem Richtzins – der derzeit sogar negativ ist – dürfe der Dispo liegen, forderten die SPD-geführten Länder im September im Bundesrat. Sie konnten sich aber nicht gegen die CDU durchsetzen. Nach den Recherchen lagen aber nur bei fünf der 391 untersuchten Sparkassen die Zinsen unter acht Prozent
19 Sparkassen lieferten keine Daten
Einen gesetzlich gedeckelten Zinssatz lehnen wir ab“, sagt Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion. Die Wahrscheinlichkeit wäre groß, dass die Banken den Dispo bis zur Obergrenze anheben würden. Da Dispozinsen mittlerweile aber offengelegt werden müssten, „können Gerichte im Einzelfall urteilen, ob Wucher vorliegt oder nicht.“ Doch genau das machen viele Geldinstitute so schwierig wie möglich. In der bundesweiten Umfrage des Recherchebüros Correctiv stellten 19 der 410 Sparkassen keine Daten zur Verfügung.
Und auch etwa bei der Volksbank Rhein-Ruhr müssen Kunden erst mühsam auf der Internetseite suchen, bis sie die richtigen Zahlen finden. Ein Positivbeispiel ist dagegen die Commerzbank, dort finden Kunden auf den ersten Blick, wonach sie suchen. Hohe Dispozinsen sind nach Angaben von Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen vor allem für Kunden ohne hohe Rücklagen ein großes Problem: „Betroffen sind die, die eh schon am Limit sind.“ Das seien zum Beispiel junge Leute ohne Rücklagen, Alleinerziehende oder Geringverdiener – der Dispozins werde am Monatsende ihre Rettung.
- Ein Teil der Daten wurde im Zeitraum von November 2015 bis Februar 2016 vom gemeinnützigen Recherchezentrum correctiv.org und der FAZ erfasst. Die Redaktion finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Correctiv.org gibt seine Recherchen grundsätzlich kostenlos an andere Medien ab, ist unabhängig und nicht-gewinnorientiert.