Essen.. Die Kosten aus Dispozins, Kontoführungs- und Kreditkartengebühr schwanken zwischen 53 und 270 Euro im Jahr. Sparkassen im Revier mit am teuersten.

Von historisch niedrigen Zinsen war in den vergangenen Monaten häufig zu lesen. Es sei denn, die Rede war vom Dispozins. Bei ihren Strafsätzen fürs Überziehen des Girokontos langen die Banken und Sparkassen weiter kräftig zu – trotz zuletzt leichter Tendenz nach unten. Wie teuer ein Girokonto wirklich ist, liegt aber nicht nur am Dispozins. Wer die Kosten vergleicht, sollte sich auch die Gebühren für die Kontoführung und die Kreditkarte anschauen. Denn die Kosten für das Gesamtpaket Girokonto gehen weit auseinander – bei durchschnittlicher Disponutzung um bis zu 217 Euro im Jahr, wie eine Studie des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler für diese Redaktion ergab.

Auch interessant

Er studierte die Preisverzeichnisse von 20 nationalen und regionalen Geldinstituten, insbesondere das Kleingedruckte. „Widersprüche zu den Werbeseiten waren an der Tagesordnung“, sagt Keßler. Sein Ergebnis: Für Kontoführung, Kreditkarte und durchschnittliche Disponutzung verlangen die Institute im Schnitt 163 Euro pro Jahr. Die Spanne ist enorm: die Kosten lagen zwischen 53 und 270 Euro.

Kostentreiber bleiben die Dispozinsen

Kostentreiber Nummer eins bleiben die Dispozinsen, die sich kaum bewegt haben: Der durchschnittliche Zinssatz ist von etwas mehr als zehn Prozent im Juli vergangenen Jahres auf 9,7 Prozent Mitte Juli 2015 gesunken. Seitdem hat es einzelne, weitere Senkungen gegeben, etwa bei der Sparkasse Essen. Fast jeder sechste Bürger mit Dispo überzieht regelmäßig sein Konto. Der in Anspruch genommene Dispokredit beträgt dabei im Jahresdurchschnitt 1180 Euro, ergab eine Bankenumfrage von Keßler und der FMH-Finanzberatung.

Besonders viel Geld für das komplette Girokonto verlangen die Sparkassen, von denen etwa die Hälfte der Bundesbürger ihr Konto führen lässt. In Essen und Düsseldorf verlangen diese im Schnitt happige 241 Euro. Deutlich preiswerter sind die überregionalen Geldhäuser. Dort werden durchschnittlich 171 Euro fällig. Bei den Genossenschaftsbanken aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet sind es durchschnittlich 166 Euro. Mit Abstand am günstigsten sind die Girokonten der Direktbanken mit 98 Euro im Schnitt. Zurzeit unterhält aber nur etwa jeder 25. Bankkunde sein Girokonto bei einer Direktbank.

Auch interessant

Die Direktbanken schneiden so gut ab, weil sie in der Regel sowohl die Kontoführung als auch die Kreditkarte zum Nulltarif anbieten und sich beim Dispozins mit weniger zufrieden geben als die Konkurrenz. Die Skatbank liegt mit dem Trumpfkonto und einem Dispozinssatz von 4,49 Prozent vorn.

Komplizierte Regeln bei überregionalen Banken

Komplizierter sind die Regelungen vieler überregionaler Institute: Bei Commerzbank, Postbank und Targobank zahlen die Kunden nur dann keine Kontoführungsgebühren, wenn sie regelmäßige monatliche Geldeingänge haben. Das verlangte Minimum liegt zwischen 1000 Euro (Giro plus Konto Postbank), 1200 Euro (Null-Euro-Konto Commerzbank), 2000 Euro (Komfort-Konto Targobank) und 4000 Euro (Giro extra plus Postbank), wobei die Postbank hier die Gebühren staffelt: Bei einem Geldeingang zwischen 1000 und 3999,99 Euro fallen 3,90 Euro im Monat an, bei weniger 9,90 Euro.

Doch auch die Dispozinsen können im selben Institut unterschiedlich ausfallen, etwa bei der Sparkasse Essen. Den höchsten Dispozins zahlen Bankkunden in der Regel für das günstigste Kontomodell. Und die niedrigsten Zinsen sowie die kostenlose Kontoüberziehung bis 500 Euro bei der Santander Bank müssen sich die Kunden mit höheren Kontoführungsgebühren erkaufen. Experte Keßler kommt zu dem Ergebnis: Weder bei der Sparkasse Essen noch bei Commerzbank und Postbank zahlen sich die höheren Gebühren der Kontoführung aus. Denn die eingesparten Dispozinsen liegen bei einer durchschnittlichen Inanspruchnahme in der Regel deutlich unter den Mehrkosten für die Kontoführung.