Bochum/Essen.. Die Bochumer GLS Bank, die für sozial-ökologische Projekte steht, will von ihren rund 200. 000 Kunden künftig einen Monatsbeitrag verlangen.

Thomas Jorberg, Sprecher des Vorstands der Bochumer GLS Bank.
Thomas Jorberg, Sprecher des Vorstands der Bochumer GLS Bank. © FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler | FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler

Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der Bochumer GLS Bank, im Gespräch mit der Funke Mediengruppe.

Herr Jorberg, Sie wollen von Ihren rund 200.000 Kunden eine Art Soli verlangen. Die Rede ist von fünf bis 15 Euro monatlich. Braucht die GLS Bank etwa dringend Geld?

Thomas Jorberg: Nein, darum geht es nicht. Aber natürlich bekommen auch wir die Marktlage zu spüren. Weltweit gibt es ein Überangebot an Kapital. Die Erhöhung des Zinsniveaus in den nächsten Jahren ist unrealistisch. Auch unsere Marge geht zurück. Deshalb wollen wir frühzeitig handeln. Wir wollen nicht gezwungen sein, Geschäft nur wegen eines zu erwartenden Ertrags zu machen. Unser Ziel ist auch weiterhin eine menschliche und sozial-ökologische Geschäftspolitik.

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Dafür sollen Ihre Kunden zahlen?

Jorberg: Wir wollen offen damit umgehen, dass ein gutes Bankgeschäft nicht kostenlos sein kann. Ganz bewusst erhöhen wir nicht einfach verschämt die Kontoführungsgebühren, wie es andere Banken tun. In vielen Bereichen des Lebens herrscht die Mentalität vor, dass alles umsonst ist. Das geht aber nicht, wenn wir als Bank im Denken und Handeln unabhängig sein wollen.

Wann kommt der Soli?

Jorberg: Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen. Wir denken an eine Einführung im kommenden Jahr. Es ist wahrscheinlich, dass es auf einen gestaffelten Beitrag je nach Kundengruppe hinausläuft.

Ist die GLS Bank aus Überzeugung teuer?

Jorberg: So würde ich es nicht formulieren. Richtig ist, dass wir bestimmte Überzeugungen haben, aber unsere Angebote an die Kunden haben marktübliche Konditionen. Ich denke beispielsweise an unsere Kontoführungsgebühr, die bei zwei Euro monatlich liegt.

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Gleiches gilt für Kredite oder Zinsen. Aber wir kümmern uns nicht nur um klassische Bankdienstleistungen, sondern wollen, dass Geld auch etwas Positives bewirkt, etwa durch Investitionen in erneuerbare Energien.

Die GLS Bank hat frühzeitig Geld in Ökostromprojekte gesteckt. Jetzt setzen auch die großen Versorger Eon und RWE auf erneuerbare Energien. Können Sie sich vorstellen, in die Konzerne zu investieren?

Jorberg: Nein, die Konzerne laufen doch nur einer Entwicklung hinterher, die längst in vollem Gang ist. Im Übrigen gibt es bei Unternehmen wie Eon und RWE auch keine vollständige Trennung der Kohle- und Atomsparten von den erneuerbaren Energien. Insofern passen die Konzerne nicht zu uns.

Ein GLS-Mann mischt aber auch in Kohlekreisen mit: Lukas Beckmann, einer der Gründer der Grünen, ist Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, die wiederum Großaktionär des Essener Chemiekonzerns Evonik ist. Wie passt das ins Bild?

Jorberg: Die Stiftung soll dafür sorgen, dass der subventionierte Steinkohlenbergbau in Deutschland sozialverträglich beendet wird. Das ist eine wichtige Aufgabe und daher kann ich nicht erkennen, dass dieses Projekt gegen die Interessen der GLS-Kunden ist.

Seit der Finanzkrise hat der Ruf der Banken enorm gelitten. Macht Ihnen das zu schaffen?

Jorberg: Das Bankgeschäft ist in Verruf geraten. Jeder braucht es, aber keiner will es, wie es ist. Wir müssen also Wege finden, die gesellschaftliche Akzeptanz der Banken zu erhöhen. Als wollen wir unseren Beitrag leisten, wenn wir das Geld dorthin lenken, wo es benötigt wird. Das können Windradprojekte sein, ökologischer Landbau oder Investitionen in Bildung und soziales Wohnen. Das Geld muss für die Menschen da sein.