Bochum.. Der Energiekonzern EnBW, so Thomas Jorberg, diskreditiert das Genossenschaftsmodell. Der GLS-Bank-Chef kritisiert dies ungewöhnlich scharf.

Der Kampf um die künftige Eigentümerstruktur der angeschlagenen Windenergiefirma Prokon bekommt eine Bochumer Note. Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der 1974 im Ehrenfeld gegründeten und längst bundesweit bedeutsamen GLS Bank, äußert sich kritisch zu einer Übernahme des niedersächsischen Unternehmens durch die EnBW. Er wirft dem Energiekonzern vor, das alternativ vorgeschlagene Genossenschaftsmodell öffentlich zu diskreditieren.

Der GLS-Bank-Chef selbst hatte diese Modell vorgeschlagen und sowohl noch vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Prokon im Januar 2014 mehrere Zeichner von Prokon-Genussrechten als auch später den Verein „Die Freunde von Prokon e.V.“ mit seinen mehr als 10.000 Mitgliedern beraten.

Große Stromkonzerne haben sich jahrelang verweigert

In einem Positionspapier schreibt der 58-Jährige, der seit 2003 an der Spitze der selbst als Genossenschaft organisierten GLS Bank steht, die nach eigenem Bekunden mit ihrer sozial-ökologisch Ausrichtung konsequent auf Transparenz und Nachhaltigkeit setzt: Die Voraussetzungen für die Energiewende sei ausschließlich durch die Investitionen engagierter Bürger möglich gemacht worden, während sich die großen Stromkonzerne, „allen voran EnBW“, über Jahrzehnte verweigert hätten.

Erfreulich sei, dass sie sich jetzt regenerativen Energien zuwendeten. „Es ist aber völlig inakzeptabel, dass ein solcher Konzern nun ausgerechnet bürgerschaftliche Modelle diskreditiert und unter anderem mit öffentlichen Veranstaltungen entsprechend kämpft und ganzseitige Anzeigen schaltet, um den Genussrechtsinhabern das Genossenschaftsmodell madig zu machen.“

Entscheidung über Prokon fällt am 2. Juli

Prokon in eine Genossenschaft umzuwandeln, sei nicht nur ökonomisch vertretbar. Dadurch würden auch „die engagierten Kapitalgeber zu stimmberechtigen Eigentümern“ und könnten „eine erfolgreiche Neuausrichtung von Prokon gewährleisten“.

Die GLS-Bank ist, so Sprecher Christoph Lützel, bislang nicht selbst wirtschaftlich mit Prokon verbunden und plane bislang auch nicht, Anteile zu erwerben. „Aber natürlich plant sie interessante Windenergieprojekte, die wir möglicherweise finanzieren könnten.“ Seit 1988 finanziert und fördert die GLS Bank regenerative Energien.

Die Entscheidung über Prokon fällt am 2. Juli bei der Gläubigerversammlung. Das EnBW-Angebot beträgt 550 Millionen Euro – etwa 100 Millionen Euro unter der Bewertung für das Genossenschaftsmodell, so Jorberg. Derweil hat das Kartellamt grünes Licht für den EnBW-Kauf von Prokon gegeben.