Essen. . Nach Jahren mit Verlusten schreibt Thyssen-Krupp erneut schwarze Zahlen. Vorstandschef Heinrich Hiesinger sieht das Unternehmen noch nicht am Ziel.
Die alten Firmenschilder wurden in der Nacht abmontiert. Das schwere Preußisch-Blau ist einem helleren Farbton gewichen, und Konzernchef Heinrich Hiesinger konnte zu Beginn der Bilanzpressekonferenz vor einer Wand mit vielen neuen Firmenlogos Platz nehmen. Es wirkt wie ein Symbol: Nach der Krise, die den Essener Traditionskonzern in seiner Existenz bedroht hat, beginnt für Thyssen-Krupp ein neues Kapitel.
„Wir sind heute ein anderes Unternehmen“, sagt Hiesinger. Thyssen-Krupp sei jetzt ein leistungsfähiger Industriekonzern. „Wir haben erneut einen Jahresüberschuss erreicht und das erste Mal seit langer Zeit auch ohne den Verkauf von Unternehmensteilen wieder mehr Geld eingenommen als ausgegeben.“ Am Ziel, daran ließ Hiesinger allerdings keinen Zweifel, sieht er Thyssen-Krupp noch lange nicht.
Jahresüberschuss von 268 Millionen Euro
Nach Jahren mit schweren Verlusten hat Thyssen-Krupp zum zweiten Mal in Folge schwarze Zahlen geschrieben: Der Jahresüberschuss von 268 Millionen Euro entspricht einer Steigerung um 37 Prozent. In ähnlicher Größenordnung soll auch die Dividende steigen – von elf auf 15 Cent. Das ist ein Plus von 36 Prozent.
Als wichtige Finanzkennziffer gilt der operative Gewinn (bereinigtes Ebit): Knapp 1,7 Milliarden Euro hat Thyssen-Krupp im abgelaufenen Geschäftsjahr erreicht. „Wir haben das geliefert, was wir versprochen haben“, sagte Hiesinger. Er strebe allerdings „mindestens zwei Milliarden Euro“ an. „Das ist das Ergebnis, das wir brauchen, um Pensionen, Zinsen, Steuern und eine höhere Dividende zu zahlen und gleichzeitig in Wachstum zu investieren.“ Mittelfristig strebe er sogar an, das Zwei-Milliarden-Ziel deutlich zu übertreffen, betonte Hiesinger. „Das ist zu schaffen.“ Einen genauen Zeitplan nannte er indes nicht.
Hiesinger setzt darauf, den Konzern als Ganzes weiterzuentwickeln. Er sieht Vorteile darin, das Geschäft mit Aufzügen, Anlagenbau, Autozulieferern und Stahlproduktion im Verbund zu führen. Dem Vernehmen nach verfolgt der Finanzinvestor Cevian diesen Kurs mit Skepsis und regt den Verkauf von Konzernteilen an. Cevian hält immerhin 15 Prozent an Thyssen-Krupp. Mehr, nämlich 23 Prozent, hat nur die Krupp-Stiftung. Mit Jens Tischendorf entsendet Cevian auch einen Vertreter in den Aufsichtsrat. Hiesinger wies Spekulationen über Unruhe zurück. Die jüngste Sitzung des Kontrollgremiums sei „sehr ruhig“ verlaufen.
Betont vorsichtiger Ausblick
Mit Blick auf das neue Geschäftsjahr hält Hiesinger einen „vorsichtigen Blick“ für geboten. „Die Welt um uns herum wird tendenziell unsicherer“, sagte der Konzernchef und verwies auf die wirtschaftliche Entwicklung in China und Brasilien, niedrige Öl- und Rohstoffpreise sowie mögliche Auswirkungen der VW-Affäre. Die Stahlbranche wird durch Importe aus Fernost belastet. Das selbst gesteckte Ziel für die Bilanz 2015/16 ist nach den erreichten 1,7 Milliarden Euro nun ein bereinigtes Ebit zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro. Kurzum: Sowohl ein leichter Rückgang als auch eine gewisse Steigerung liegen in diesem Rahmen.
Für das laufende Geschäftsjahr will Hiesinger Einsparungen im Konzern in Höhe von 850 Millionen Euro erreichen. Von neuem Stellenabbau bei den weltweit etwa 155 000 Beschäftigten war aber keine Rede. „Wir erwarten eine stabile Beschäftigungsentwicklung“, sagte Personalvorstand Oliver Burkhard auch mit Blick auf Deutschland. In Nordamerika, China und Indien sei sogar mit leichten Zuwächsen zu rechnen.
thyssenkrupp mit neuem Logo