Essen. Anleger beklagen, dass sie schon viel Geld durch den Absturz der Aktien von RWE und VW verloren haben. Das wurde bei unserer Telefonaktion deutlich.

Mit dem niedrigen Zinssatz haben sich die Anleger offenbar stillschweigend abgefunden. Dass inzwischen aber auch die Aktienkurse insbesondere von RWE, Eon und Volkswagen abstürzen, besorgt sie dagegen schon, wie sich bei der WAZ-Telefonaktion mit Bankexperten deutlich zeigte.

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Die Erfahrungen des 75-jährigen Lesers sind exemplarisch: Vor Jahren hatte er RWE-Aktien für 52 Euro das Stück gekauft. Inzwischen ist ihr Wert auf 9,20 Euro abgesackt. „Ich habe 18 000 Euro verloren“, klagt der Mann und fragt sich wie viele andere: „Soll ich jetzt verkaufen?“

Unsicherheit bei Volkswagen

Die fünf Berater des Bundesverbands privater Banken äußern sich in der Regel nicht zu einzelnen Papieren. Aufgrund der starken Nachfrage machten sie eine Ausnahme. „Den Energieversorgern Eon und RWE sind aufgrund der Energiewende ihre Geschäftsmodelle abhanden gekommen“, antwortet etwa Michael Köster. Ob der Trend weiter nach unten gehe, könne niemand sagen. Dass es weiterhin starke Kursschwankungen geben werde, davon ist Köster allerdings überzeugt. Er und seine Kollegen raten deshalb: „Bei einem Tiefstand sollte man nicht unbedingt an einen Verkauf der Aktien denken. Anleger sollten jetzt nicht zu Panik-Reaktionen neigen.“

Im Umkehrschluss raten die Banker aber auch all jenen zu Besonnenheit, die jetzt VW-Aktien kaufen wollen. Nach Bekanntwerden des Abgasskandals ist der Wert des Papiers um rund 40 Prozent gesunken. „Wir wissen nicht, welche Strafen und Schadenersatzzahlungen auf VW zukommen werden“, gibt ein Bankberater zu bedenken. Der Konzern könne gezwungen sein, die Dividende zu kürzen. VW-Aktien seien deshalb aktuell mit erheblichen Risiken behaftet.

Tagesgeldkonto bringt 0,01 Prozent Zinsen

Den Leser, der 20 000 Euro bei der VW-Bank liegen hat, können die Anlage-Experten jedoch beruhigen: „Der gesetzliche Einlagensicherungsfonds schützt Bankguthaben in Deutschland grundsätzlich bis zur Höhe von 100 000 Euro pro Bankkunde vollständig. Das gilt auch für die VW-Bank“, lautet die Antwort.

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Angesichts der historisch niedrigen Zinsen sind die Ratschläge der Banker begrenzt, wie die Verbraucher ihr Geld gewinnbringend anlegen können. Dem 71-Jährigen, der für seine 15 000 Euro auf dem Tagesgeldkonto nur 0,01 Prozent Zinsen erhält und längerfristige Anlageformen scheut, wird empfohlen, das Geld dort zu belassen. „Hier ist das Geld sicher und stets verfügbar“, meint ein Berater.

Der 38-jährigen Leserin, die in ihre private Altersvorsorge investieren will, wird geraten, einen Fondssparplan mit Aktienfonds einzurichten. Aktienfonds, so die einhellige Auffassung der Experten, böten derzeit ohnehin die lukrativsten Renditemöglichkeiten. Dabei komme es auf die Mischung aus Papieren unterschiedlicher Branchen und Länder an.

Aktienbesitzer müssen Schwankungen aushalten

Doch welche Rendite ist mit Aktien überhaupt möglich? Im Durchschnitt der vergangenen Jahre waren mit Wertpapieren sieben Prozent und zum Teil mehr zu erzielen. Die Berater betonen aber immer wieder, dass Aktienanleger einige Grundvoraussetzungen mitbringen müssen: Sie sollten finanziell und mental Kursschwankungen und Krisenzeiten aushalten können. Und: Nur Geld, das man tatsächlich entbehren kann, sollte in Wertpapiere gesteckt werden.

Wer das Risiko scheut und darauf angewiesen ist, jederzeit auf sein Geld zugreifen zu können, ist nach Einschätzung der Bankberater auf Festgeld- oder Tagesgeldprodukte angewiesen. Der Nachteil: Die Verzinsung beträgt derzeit deutlich weniger als ein Prozent. Selbst zehnjährige Bundesanleihen kommen gerade einmal auf einen Zinssatz von 0,6 Prozent.

Unsere Leser konnten ihre Fragen erstmals auch in einem Chat stellen. Antworten finden Sie hier.