Berlin. Deutsche Arbeitnehmer bekommen mehr Geld: Die Löhne steigen so stark wie seit Jahren nicht mehr. Grund ist nicht nur eine gute Lage am Arbeitsmarkt.
Die Reallöhne in Deutschland steigen so stark wie seit mindestens sieben Jahren nicht mehr. Sie kletterten zwischen April und Juni um 2,7 Prozent zum Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. "Dies war der höchste Zuwachs seit Beginn dieser Zeitreihe im Jahr 2008." Die Nominallöhne stiegen um 3,2 Prozent, während sich die Lebenshaltungskosten um 0,5 Prozent erhöhten.
Vor allem in Branchen, wo es zuletzt überdurchschnittliche Tariferhöhungen gab, legte die Kaufkraft der Verbraucher spürbar zu. So stiegen die Nominallöhne etwa im Gastgewerbe um 4,5 Prozent, in der öffentlichen Verwaltung gab es ein Plus von 4,1 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe von 3,8 Prozent.
Lohnuntergrenze kommt Ungelernten zugute
Geringfügig Beschäftigte profitierten mit einem Anstieg von 5,0 Prozent stärker als Voll- (+3,2 Prozent) und Teilzeitbeschäftigte (+3,3 Prozent). Dies könnte mit dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro zusammenhängen, der seit Anfang 2015 gilt. Aus den Daten geht hervor, dass die Lohnuntergrenze vor allem Ungelernten zugutekommt. Die Statistiker betonten allerdings, der Einfluss auf den allgemeinen Lohnindex lasse sich nicht genau berechnen.
Dank der guten Lage am Arbeitsmarkt und der niedrigen Inflation schieben die Verbraucher mit ihren Konsumausgaben die Wirtschaft spürbar an. (reuters)