. Die Immobilienkonzerne Deutsche Wohnen und der NRW-Konzern LEG mit zusammen rund 250.000 Wohnungen fusionieren. Mieterschützer sind alarmiert.

Die Fusionswelle in der Wohnungswirtschaft geht weiter: Nachdem sich Deutsche Annington und Gagfah zu Vonovia zusammengeschlossen haben, wollen nun auch die Deutsche Wohnen AG und die LEG zusammengehen. Mieterschützer sind alarmiert.

Am Sonntag hatten Deutsche Wohnen (DW) und LEG den mehr als 4,6 Milliarden Euro schweren Deal überraschend bekannt gegeben. Der Zusammenschluss soll vorbehaltlich der Zustimmung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht über die Bühne gegangen sein. Durch die Fusion von DW (142 000 Wohnungen) und LEG (110 000) entsteht nach der Vonovia (über 350 000 Wohnungen) der zweitgrößte deutsche Immobilienriese.

Anders als bei der Vonovia AG, die aus der Deutschen Annington in Bochum und der Gagfah in Mülheim hervorgegangen ist und die seit gestern im deutschen Aktien-Leitindex Dax gelistet ist, streben die DW in Berlin und die LEG in Düsseldorf zunächst keine Verschmelzung an. „Beide Aktiengesellschaften bleiben bestehen“, betont LEG-Sprecher Jürgen Homeyer. In der künftigen Dachgesellschaft wird die Deutsche Wohnen allerdings die Federführung übernehmen. Sie hat den Aktionären der LEG 3,3 eigene Aktien für jedes LEG-Papier angeboten. Das entspreche einem Aufschlag von rund 13 Prozent auf den aktuellen Börsenwert, hieß es. Am Ende sollen die DW-Aktionäre 61 Prozent und die der LEG 39 Prozent am neuen Unternehmen halten.

Wirbel um die Aktienkurse

Die Nachricht von der bislang größten Transaktion in der deutschen Immobilien-Branche hat die Aktienkurse gestern durcheinander gewirbelt: Der Wert der DW-Papiere sackten um bis zu sieben Prozent ab, die LEG-Aktie legte um bis zu neun Prozent zu.

Durch den Zusammenschluss streben die Partner ein Einsparpotenzial von jährlich 35 Millionen Euro durch Synergieeffekte an. „Wir sind beide überzeugt, dass die Kombination unserer Unternehmen von Vorteil für alle Beteiligten ist“, sagte DW-Chef Michael Zahn. Er und LEG-Vorstandsvorsitzender Thomas Hagel kündigten „signifikante Investitionen“ in ihre Wohnungsbestände an. Vor allem die Wachstumsregion NRW, wo die LEG die meisten ihrer Wohnungen hat, solle gestärkt werden. Die Deutsche Wohnen ist vor allem im Großraum Berlin, im Rhein-Main-Gebiet, im Rheinland, in Dresden, in Hannover sowie Braunschweig und Magdeburg vertreten. Aus dem Zusammenschluss soll die LEG-Zentrale gestärkt hervorgehen. Von Düsseldorf aus sollen nicht nur die eigenen Bestände gesteuert werden, sondern auch DW-Wohnungen westlich der Elbe.

„Es geht nur um die Rendite“

Mieterschützer kritisieren die Entstehung des zweiten deutschen Immobilien-Giganten: „Wir haben diese Fusionswelle prophezeit. Vonovia war nur der Anfang“, sagte Silke Gottschalk vom Deutschen Mieterbund in NRW dieser Zeitung. Rechtlich werde sich für die Mieter nichts ändern. Sie befürchtet aber, dass die Riesen „den Blick für die Standorte“ verlören und es ihnen nur noch „knallhart um die Rendite“ gehe. Gottschalk: „Bei der Vonovia sehen wir, dass es im Gegensatz zu allen Versprechungen zu Mieterhöhungen nach Modernisierungen kommt.

Ein Vorwurf, den Vonovia-Sprecherin Nina Henckel zurückweist. Durch Modernisierungen sparten die Mieter bis zu 30 Prozent Heizkosten. Zudem lege Vonovia „in vielen Fällen bewusst nicht das gesetzliche Maximum von elf Prozent“ der Modernisierungskosten um.