Essen. . Proteste vor der Hauptversammlung der Deutschen Annington. Der Konzern steht vor dem Dax-Aufstieg - derweil klagen Mieter über Sanierungsmängel.
Wirbel vor der heutigen Hauptversammlung des Wohnungskonzerns Deutsche Annington: Mit einer „Begrüßungsaktion“ vor dem Tagungshotel am Düsseldorfer Flughafen wollen Mieterverbände die Aktionäre des durch die Gagfah-Übernahme zum europäischen Immobilienriesen aufgestiegenen Konzerns an ihre „gewachsene Verantwortung“ gegenüber den Mietern erinnern. Um ihren Forderungen nach „schimmelfreien Wohnungen ohne Aufpreis“ Nachdruck zu verleihen, wollen sich Mieter-Aktivisten auf der Aktionärsversammlung selbst Gehör verschaffen. Dafür haben man sich von Aktionären Redezeit abtreten lassen, hieß es.
Kritik an mangelnder Sanierung der Wohnungen
„Immer noch gibt es viele Wohnungen im Bestand des Unternehmens, die seit Jahrzehnten nicht saniert wurden“, beklagt das Mieterforum Ruhr gegenüber dieser Zeitung. Allein bei der Deutschen Annington belaufe sich der Instandhaltungsstau rechnerisch auf über 200 Millionen Euro.
Besonders große vernachlässigte Wohnanlagen, etwa im Dortmunder Stadtteil Westerfilde, seien durch die Übernahme des Mülheimer Konkurrenten Gagfah hinzugekommen. Die Verbände werfen dem Konzern zudem vor, immer neue Betriebskostenarten zu erfinden, um auf diese Weise Kosten auf die Mieter abzuwälzen. Mieterschützer räumten allerdings auch ein, dass das Unternehmen in letzter Zeit häufiger als früher auf Mieterbelange eingehe.
Deutsche Annington gilt als Dax-Kandidat
Die Protestaktion trifft den Konzern mitten im größten Umbau. Erst vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Annington die Übernahme der Gagfah abgeschlossen. Heute soll die Umbenennung des fusionierten Unternehmens in „Vonovia“ beschlossen werden.
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Der neue Konzern mit Sitz in Bochum ist mit 350.000 Wohnungen der größte private Vermieter in Deutschland. Rund ein Drittel der Wohnungen liegen in NRW, 70.000 davon im Ruhrgebiet. Allein in Dortmund hält der Immobilienriese über 20.000 Wohnungen. In Essen sind es 12.000. Auch Gelsenkirchen, Bochum und Duisburg sind große Standorte.
Der erst seit zwei Jahren börsennotierte Konzern gilt wegen seiner Größe sogar als Dax-Kandidat. Die Chancen für den Aufstieg in die erste Börsenliga der 30 größten deutschen Aktiengesellschaften noch in diesem Jahr haben sich zuletzt weiter verbessert, weil der letzte Großaktionär der einst von Finanzinvestoren beherrschten Annington, der Staatsfonds von Abu Dhabi, seine 6,6-Prozent-Beteiligung auf den Markt warf. Die Anteilsscheine befinden sich nun überwiegend in Streubesitz, was den Börsenwert befeuern dürfte.
Angesichts der neuen Marktmacht rüsten die Mieterschützer übrigens auch personell auf: Der Deutsche Mieterbund will sein Büro in Düsseldorf verstärken.