Mülheim.. Die Digitalisierung in kleinen Betrieben steckt noch in Kinderschuhen. Deshalb fördert der Bund finanziell die Beratung dieser Unternehmen.

Das Internet dominiert immer mehr die Arbeitswelt. „Industrie 4.0“ ist aber nicht nur ein Megathema für Großkonzerne, sondern auch für den Mittelstand. Doch bei kleineren Unternehmen stockt der Trend zur Digitalisierung noch erheblich, wie eine aktuelle Studie ergab.

„Die Technologien, die auf dem Markt sind, sind zu Dreiviertel auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten. Und trotzdem nutzen sie kleine und mittlere Betriebe noch zu wenig. Sie vergeben damit Chancen“, sagt Michael Guth, Unternehmensberater bei der Zenit GmbH in Mülheim. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums haben Zenit, die ebenfalls in Mülheim ansässige Unternehmensberatung Agiplan sowie das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund bewertet, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für den Mittelstand mit sich bringt.

Mittelständler vergeben Chancen

Die Gründe für die bisherige Zurückhaltung sind vielfältig. „Für viele Mittelständler ist die Kosten-Nutzen-Abwägung unklar. Und ihnen fehlt der Überblick, welche Technologien sie überhaupt einsetzen können“, sagt Guth. In einem Pilotprojekt hat das Wirtschaftsministerium deshalb Sachsen und das Ruhrgebiet ausgewählt, um Unternehmen in Sachen Industrie 4.0 zu beraten. Der Bund trägt bis zu 75 Prozent der Kosten für Beratung und Programmierung von Software. Die Firmen dürfen nicht mehr als 100 Mitarbeiter haben.

Autorisiertes Beratungszentrum ist das vom Land NRW, von einem Bankenpool sowie rund 190 vorrangig mittelständischen Mitgliedsfirmen getragene Zentrum für Innovation und Technik Zenit in Mülheim. Zum Kreis der Berater gehört aber unter anderem auch die Materna GmbH in Dortmund. „Wir gehen in die Unternehmen hinein, um die Industrie-4.0-Fähigkeit zu gewährleisten“, erklärt Zenit-Berater Guth.

Das Förderprogramm „go digital“ aus dem Hause von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hilft dabei, Digitalisierungslösungen für Handwerker und mittelständische Produktionsbetriebe aus dem Ruhrgebiet zu finden. Bis zu 75 Prozent der Kosten, die durch die Beratung und die nötige Installation der Software entstehen, übernimmt der Bund. Zunächst einmal bis zum Ende des Jahres, wenn das Pilotprojekt ausläuft.

Google-Brille in der Gießerei einsetzbar

Guth nennt Beispiele: Da ist die Gießerei, die beklagt, dass beim manuellen Eisengießen zu viel Ausschuss entsteht. Abhilfe könnte eine Google-Brille schaffen, die dem Gießer die optimalen Gießprozesse per Video vor Augen führt. Aber es geht auch einfacher. „Hier kann schon ein handelsüblicher Tablet-PC mit einer entsprechenden Software helfen“, meint Guth.

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Oder der Spezialwaagen-Hersteller, der die Auftragsannahme noch per Hand auf Papier erledigt und damit eine hohe Fehlerquote verursacht. Guth: „Durch die Digitalisierung können Fehlleistungen minimiert und der Einbau der Waagen bei den Kunden beschleunigt werden.“ Die Technik müssen die Betriebe allerdings auf eigene Kosten anschaffen.

Um die Unternehmen auch fachlich zu unterstützen, arbeitet Zenit mit wissenschaftlichen Instituten wie Fraunhofer und Hochschulen wie der FH Dortmund zusammen.