Stuttgart. Autopiloten im Lkw sollen das Risiko von Unfällen minimieren. Erste Testfahrten auf öffentlichen Straßen in Deutschland wurden jetzt genehmigt.

Erstmals werden bald in Deutschland Lastwagen auf öffentlichen Straßen auftauchen, die nicht von menschlicher Hand gelenkt werden. Für die Testfahrten der Autopilot-Laster erhielt der Autobauer Daimler die behördliche Genehmigung, wie der Stuttgarter Konzern und das Verkehrsministerium Baden-Württemberg am Freitag bestätigten. Zuvor hatten die "Stuttgarter Nachrichten" darüber berichtet.

Genau genommen handelt es sich um "teilautonome" Fahrzeuge. Sie werden zwar vom Autopiloten gesteuert. Ein Fahrer muss aber auf dem Fahrersitz sein, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Wann die im ganzen Bundesgebiet möglichen Testfahrten auf Bundesstraßen und Autobahnen losgehen, ist noch unklar - Daimler hielt sich zum Zeitpunkt bedeckt.

Daimler auf dem Weg zu serienreifem Autopilot-Lkw

Ein Sprecher von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wies darauf hin, dass das Unfallrisiko durch verbesserte Fahrassistenz- und Sicherheitssysteme sinke. "Solche Forschung ist wünschenswert und wichtig, das unterstützen wir." Zugleich betonte er, es gehe nicht darum, mehr Laster auf die Straße zu bringen, sondern die vorhandenen Fahrzeuge sicherer zu machen.

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Die Genehmigung ist für Daimler ein weiterer Schritt auf dem Weg zu serienreifen Autopilot-Lkw. Im vergangenen Sommer hatte der Konzern teilautonome Laster auf einer abgesperrten Strecke bei Magdeburg vorgeführt, im Mai 2015 folgten Tests auf einer öffentlichen Straße in den USA. Die Autopilot-Lastwagen würden effizienter, sicherer und vernetzter, bewirbt Daimler seine Neuentwicklung.

Laut ADAC-Experte fehlt wirtschaftlicher Anreiz

Bis die teilautomatisierten Laster in den freien Verkauf und dann in großen Mengen auf deutschen Straßen auftauchen könnten, wird noch viel Zeit vergehen: Zunächst müssen Millionen an Testkilometern gefahren werden, bevor weitere Zulassungs-Hürden genommen werden müssen. "Das dauert noch sehr, sehr lang", sagte Christoph Hecht vom Autoclub ADAC.

Prinzipiell kann der ADAC-Experte dem Thema durchaus positive Seiten abgewinnen. Die meisten schweren Lasterunfälle auf Autobahnen resultierten aus Ablenkung oder Einschlafen der Fahrer, sagte Hecht. Die Automatisierung beim Lasterfahren könne die Sicherheit "entscheidend verbessern". Fraglich sei aber, ob der Markt die Autopilot-Fahrzeuge überhaupt annehmen werde. "Es fehlt noch der wirtschaftliche Anreiz für die Unternehmer, weil sie die Fahrer ja weiterhin bezahlten müssten, unabhängig davon, ob das Fahrzeug automatisiert oder manuell gesteuert wird."

Fahrende Laster ganz ohne einen Menschen auf dem Fahrersitz bleiben hingegen reine Zukunftsmusik, das macht auch Baden-Württembergs Verkehrsministerium deutlich. Das sei "auf absehbare Zeit noch nicht realisierbar", hieß es aus dem Ministerium. Dafür sei der Verkehr zu komplex und oben drein seien die Straßen dafür nicht angelegt. (dpa)