Essen. . Der Aufsichtsrat des Energiekonzerns RWE trifft sich zur Sondersitzung. Der Konzern soll eine neue Struktur erhalten. Der Vorstand wird wohl größer.
Es sind weitreichende Pläne zum Umbau des Essener Energieversorgers RWE, die Vorstandschef Peter Terium aller Voraussicht nach am Montag (10. August) bei einer Sondersitzung des Aufsichtsrats präsentieren wird. Erwartet wird, dass Terium die rund 100 Tochtergesellschaften des Konzerns neu sortieren und teilweise verschmelzen oder auflösen will.
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Auch die Führungsstruktur soll sich deutlich verändern. Das gilt auch für den Vorstand, der bislang eher den Charakter einer Finanzholding hat. Künftig soll sich das Vorstandsgremium wohl mehr direkt um das Geschäft kümmern. Dafür soll es neue Mitglieder geben. Von womöglich drei weiteren Managern ist die Rede. Neben Terium stehen derzeit Rolf Martin Schmitz (Vize), Bernhard Günther (Finanzen) und Uwe Tigges (Personal) an der Spitze. In Zukunft sollen wohl auch Verantwortliche für den Vertrieb und die Netze, die Entwicklung von neuen Produkten und die erneuerbaren Energien im Vorstand sein.
Dem Vernehmen nach soll bei der aktuellen Aufsichtsratssitzung noch nicht über Vorstandspersonalien entschieden werden. Zunächst einmal steht die künftige Struktur auf der Tagesordnung. Spekulationen darüber, wer aufrücken könnte, gibt es gleichwohl. Genannt werden unter anderem die Namen von RWE-Deutschlandchef Arndt Neuhaus und Matthias Hartung, Chef der Stromerzeugungssparte.
Kommunale RWE-Aktionäre sehen noch Klärungsbedarf
Auch im Aufsichtsrat selbst zeichnen sich Veränderungen ab. Der Vorsitzende, Ex-Bayer-Chef Manfred Schneider, hat unlängst seinen Rückzug angekündigt.
Befürchtungen, einzelne Standorte könnten mit Blick auf Arbeitsplätze und Gewerbesteuern zu den Verlierern des Konzernumbaus zählen, hatten die kommunalen Aktionäre auf den Plan gerufen, die rund 24 Prozent an RWE halten. Wichtige Verwaltungsstandorte sind insbesondere Essen, Dortmund und Köln. Im Umfeld des Konzerns hieß es zuletzt, es seien keine Standortveränderungen geplant. Ernst Gerlach, Chef des Verbands der kommunalen RWE-Aktionäre, sieht noch Klärungsbedarf. Der Verband hatte dem Vorstand einen Fragenkatalog zugesandt. „Bei einigen Punkten sind die Antworten aus unserer Sicht noch nicht hinreichend“, sagte Gerlach.
„RWE muss weiter Kosten sparen“
RWE bleibt wirtschaftlich unter Druck. „Im ersten Halbjahr 2015 dürfte das operative Ergebnis (EBIT) von RWE einmal mehr zurückgegangen sein – vermutlich im einstelligen Prozentbereich“, schätzt Thomas Deser, Fondsmanager bei Union Investment. Entsprechend hoch sei der Handlungsdruck. „RWE muss weiter Kosten sparen und schneller am Markt agieren können, um die dürftige Ertragslage zu stabilisieren“, sagt Deser. „Jede Tochtergesellschaft hat auch Einfluss auf den Kostenblock und die Handlungsgeschwindigkeit des Konzerns.“
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Schon während der Hauptversammlung Ende April hatte Terium auch eine Aufspaltung von RWE nach dem Vorbild des Düsseldorfer Konkurrenten Eon nicht mehr ausgeschlossen. „Sollten sich die Marktbedingungen weiter verschlechtern, behalten wir uns eine Aufspaltung vor“, sagte er. Die aktuelle Umstrukturierung dient wohl auch dazu, sich für „den Fall X“ zu wappnen.
Eine spannende Frage ist, wie die Arbeitnehmervertreter den Umbau bewerten. Der Wegfall von Tochterunternehmen dürfte auch zum Verlust von Posten für Betriebs- und Aufsichtsräte führen.