Essen. . Der Karstadt-Konzern könnte mit seiner neuen Zentrale in ein Hochhaus in der Essener City ziehen. Die Immobilien-Suche in der Region ist beendet.

Als Karstadt Anfang Juli überraschend bekannt gab, eine neue Zentrale zu suchen, keimte die Sorge auf, dass der Warenhauskonzern Essen oder gar das Ruhrgebiet verlassen könnte. Das Szenario ist zwar nicht vom Tisch. In Immobilienkreisen heißt es aber, dass die Chancen gut stehen, Karstadt in Essen zu halten. Hubert Schulte-Kemper, Vorstandsvorsitzender der Fakt AG, bestätigte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er Karstadt den Umzug in das leerstehende ehemalige Rheinstahl-Gebäude in der Essener City angeboten habe.

War dem Konzern bislang kein Bekenntnis zum Revier abzuringen, zeigt sich Karstadt in dem Exposé, das das Beratungsunternehmen Jones Lang LaSalle verschickte, mit der Region verbunden: „Der Fokus der Suche liegt auf dem Gebiet innerhalb Essens sowie einem Umkreis von 30 km“, heißt es in dem Papier, das dieser Zeitung vorliegt. Geografisch umfasse dieses Gebiet auch Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Bochum, Dortmund, Ratingen, Meerbusch, Neuss und Düsseldorf.

Karstadt hat es offenbar eilig

Das Exposé wurde an die Immobilien-Verantwortlichen in den in Frage kommenden Städten verschickt. Viel Zeit blieb ihnen nicht, nach möglichen Standorten für die neue Karstadt-Zentrale zu suchen. Die „Marktanfrage“ startete am 1. Juli und schon am 24. Juli mussten Interessierte ihre Angebote abgegeben haben.

Karstadt hat es offenbar eilig: Seinen neuen Mietvertrag will der Warenhauskonzern, der gerade den Weg aus der Krise sucht, noch im vierten Quartal dieses Jahres abschließen. Im zweiten Quartal 2016 soll bereits der Umzug in eine bestehende Immobilie stattfinden. Müsste neu gebaut werden, wird ein Einzugtermin laut Exposé spätestens Mitte 2018 angepeilt.

In der Immobilienbranche heißt es, dass dieses Zeitkorsett ungewöhnlich eng gefasst sei. Zumal Karstadt laut Exposé einen nur kurz laufenden Mietvertrag von fünf Jahren anstrebt. Angesichts der roten Zahlen, die das Unternehmen schreibt, soll Karstadt deshalb bei Immobilienbesitzern nicht nur offene Türen eingerannt haben. „Normal sind Mietvertragslaufzeiten von zehn bis 15 Jahren, weil Umbauten oft teurer sind als Neubauten“, sagt der Essener Immobilienmakler Eckhard Brockhoff. Der Experte bezweifelt auch, dass die von Karstadt den Interessenten eingeräumten drei Wochen ausreichten, um ordentliche Angebote auf den Tisch zu legen.

Sehr enger Zeitplan

Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung EWG, gibt sich da allerdings sehr viel gelassener: „Wir sind seit einigen Wochen in engen Kontakten. Wir können unterschiedliche Immobilien-Alternativen anbieten“, sagte er dieser Zeitung. Auch Düdden räumt ein, dass der von Karstadt gesetzte Zeitplan „sehr eng“ sei. „Die Frage ist aber, ob die Vorgaben wirklich realistisch sind“, so der Wirtschaftsförderer.

Karstadt will sich nicht zum Stand des Verfahrens äußern. Anfang Juli hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die bisherige Zentrale in Essen-Bredeney zu groß geworden sei und nicht mehr modernen Anforderungen entspreche.

Laut Exposé sucht der Konzern ein Gebäude „in der Größenordnung von 16 000 m2“, 500 bis 600 Stellplätze sowie 7500 m2, die als Musterräume genutzt werden können. Um künftig wachsen zu können sollten „zusätzlich 20 Prozent Bürofläche für die Expansion verfügbar sein“, heißt es in dem Papier.