Essen. . Die Übernahme des Karstadt-Konzerns heizt die Debatte über eine Fusion mit Kaufhof neu an. Investor René Benko soll eine “Deutsche Warenhaus AG“ anstreben, heißt es in Medienberichten. Die erste geplante Sitzung des Aufsichtsrats nach der Übernahme wurde erst einmal verschoben.
Noch ist völlig unklar, wie es mit dem Warenhauskonzern Karstadt weitergehen soll, der seit Montag dem österreichischen Unternehmer René Benko gehört. Spekuliert wird einmal mehr über Filialschließungen und die Fusion mit dem Wettbewerber Kaufhof.
Klarheit über das Sanierungskonzept, das der Vorstand ausgearbeitet hat, sollte eigentlich die für Donnerstag geplante Aufsichtsratssitzung liefern. Die Sitzung wurde aber verschoben. Sie soll erst stattfinden, wenn das Bundeskartellamt grünes Licht für die Übernahme gegeben hat, wie Karstadt am Dienstag mitteilte. Aufsichtsratschef Stephan Fanderl betonte: "Wir werden die Sanierung der Karstadt Warenhaus GmbH zügig und entschlossen angehen. Aber wir können der Entscheidung der Kartellbehörde nicht vorgreifen." Deshalb könne ein neuer Sitzungstermin erst nach der Freigabe der Übernahme durch das Bundeskartellamt und der Neuwahl der Anteilseigner-Vertreter festgelegt werden.
Zweifel, ob Gremium noch beschlussfähig ist
Es gibt zudem Zweifel, ob das Gremium noch beschlussfähig ist. In ihm sitzen eine Reihe von Vertrauten des bisherigen Karstadt-Eigentümers Nicolas Berggruen. Sie kann Benko nicht austauschen, solange keine Übernahme-Genehmigung des Bundeskartellamts vorliegt. Die gilt als unstrittig, braucht aber nach Angaben eines Sprechers bis zu vier Wochen Zeit. Die Antragsunterlagen sind aber erst am vergangenen Freitagnachmittag in der Bonner Behörde eingegangen.
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Arno Peukes sitzt für die Gewerkschaft Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat. „Bislang liegt noch keine Absage der Sitzung vor“, sagte Peukes dieser Zeitung. Auf der Tagesordnung stehe das Sanierungskonzept der beiden Geschäftsführer Miguel Müllenbach und Kai-Uwe Weitz. Ob es den Eigentümer-Wechsel bei Karstadt bereits berücksichtige, sei nicht bekannt. „Wir kennen die Pläne von Herrn Benko nicht“, so Peukes.
Gerüchte über Karstadt-Fusion mit Kaufhof werden lauter
Neue Nahrung erhalten Gerüchte, der Einstieg des Milliardärs könne mittelfristig eine "Deutsche Warenhaus AG" zur Folge haben, also die Fusion von Karstadt und dem zur Metro-Gruppe gehörenden Kaufhof, laut Handelsblatt innerhalb der nächsten zwei Jahre. Planspiele dafür gab es viele. Schon 2008 wollte Karstadt Kaufhof übernehmen. Dann sollte es umgekehrt laufen. Jedes Mal scheiterte die Fusion der Ketten, die beide über die zahlreichen Filialen hinaus eng mit der Region verbunden sind: Karstadt durch die Essener Zentrale, die Metro-Tochter Kaufhof durch ihre Düsseldorfer Verwaltung und den Sitz des größten Metro-Eigners Haniel in Duisburg.
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Im Kaufhof-Management wiegelte man am Montag ab. Karstadt müsse erstmal seine Hausaufgaben machen, heißt es in Kreisen des Unternehmens. Das kann dauern. Branchenkennern zufolge dürfte die Sanierung der Essener Kaufhaus-Kette Jahre in Anspruch nehmen – und teuer werden. Die Rede ist von rund einer Milliarde Euro, die Benko in die Hand nehmen muss, um Karstadt flott zu machen, Standorte zu schließen, die verbleibenden Filialen zu modernisieren und Sozialpläne zu finanzieren.
„Durch den neuen Eigentümer herrscht nun Klarheit“, sagte Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl dem Handelsblatt. Das Unternehmen müsse zur Ruhe kommen. „Reines Wunschdenken“, meinen Branchenexperten. Den 17 000 Karstadt-Beschäftigten stünden im Gegenteil weitere turbulente Zeiten bevor. Sie dürfen sich fragen, welche Opfer es diesmal kosten wird, den Konzern aus der Verlustzone zu führen. Schon beim Sanierungstarifvertrag 2009 steuerten die Mitarbeiter rund 150 Millionen Euro zur Rettung des Unternehmens bei, in dem sie drei Jahre auf Urlaubsgeld, große Teile des Weihnachtsgeldes und tarifliche Vorsorgeleistungen verzichteten.
Kaufhof-Filialen sind angeblich alle im Plus
Trotzdem gelang Karstadt der Sprung in die Gewinnzone nicht. Im Gegensatz zu Kaufhof, der seit Jahren profitabel arbeitet. Angeblich schreibt keine einzige der bundesweit 105 Filialen rote Zahlen. Allerdings bleiben auch die Kaufhof-Beschäftigten nicht von Standort-Schließungen verschont. Aktuell stehen drei Häuser in Düsseldorf (Berliner Allee), Augsburg und Heilbronn vor dem Aus.