Paris. Die EU-Kommission nimmt das Disneyland Paris ins Visier: Franzosen müssen offenbar für Pauschalangebote weniger zahlen als Deutsche oder Briten.

14 Millionen Besucher strömen jährlich ins Disneyland nach Paris. Wie viel Familien zahlen müssen für die Begegnung mit Micky Maus und Dagobert Duck hängt aber offenbar davon ab, aus welchem Land sie kommen. Die in London erscheinende Zeitung „Financial Times“ berichtet, dass Gäste aus Deutschland und Großbritannien für einige Pauschalangebote deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen als französische Landsleute. Die EU-Kommission geht den Vorwürfen nach.

Die „Financial Times“ nennt ein konkretes Beispiel: Für ein exklusives Buchungspaket kassiert Disneyland von Franzosen 1346 Euro, Briten müssen 1870 Euro berappen und Deutsche gar 2447 Euro. Verbraucherschützer vermuten hinter dieser Preispolitik eine Form von Diskriminierung. Und auch die EU-Kommission in Brüssel ist alarmiert: „Wir prüfen gerade einige Beschwerden, davon viele gegen Disneyland Paris“, sagte eine Sprecherin.

EU-Ausländer dürfen nicht ungleich behandelt werden

Für Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg, ist die Einschätzung sonnenklar: „Es gibt einen allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz. Inländer und EU-Ausländer dürfen nicht ungleich behandelt werden“, sagte er dieser Zeitung. Rein rechtlich hätten Deutsche den Anspruch auf dieselben Konditionen wie französische Besucher des Pariser Vergnügungsparks.

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Hörmann räumt jedoch ein, dass es für Verbraucher schwierig sei, dieses Recht auf Gleichbehandlung auch durchzusetzen. „Es gibt keinen Anspruch auf Vertragsabschluss“, so der Verbraucherschützer. Disneyland-Besuchern, die durch die Preispolitik Nachteile erlitten haben, bleibe nur der mühselige Weg zum Gericht, um auf Erstattung der Preisdifferenz zu klagen. Hörmann hat allerdings die Hoffnung, dass die EU-Kommission Druck auf die französische Regierung ausübt und die wiederum auf Disneyland einwirkt.

„Preise müssen identisch sein.“

Der Betreiber des Vergnügungsparks in Paris indes verteidigt seine Geschäftspolitik. Die Preise für Reisen ins Disneyland seien EU-weit gleich. Unterschiede gebe es allein bei Sonderangeboten und Werbeaktionen, die europaweit liefen. Vizepräsident Julien Kauffmann begründete das gegenüber „Spiegel online“ mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Reisegewohnheiten in den einzelnen Nationen.

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So werde Franzosen ein „gleichwertiger Preisnachlass“ auf das Zimmer angerechnet, weil sie in der Regel auf eigene Kosten mit dem Auto nach Paris kämen. Die Hälfte des Umsatzes, den Disneyland Paris erwirtschaftet, kommt aus Frankreich.

In der Reisebranche werden unterschiedliche Preise für unterschiedliche Nationalitäten mit großer Skepsis. „Preise müssen identisch sein, auch innerhalb der EU“, sagt Stefan Suska, Sprecher des Düsseldorfer Reiseveranstalters Alltours. „Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft halte ich auch für einen Fehler.“ Suska berichtet, dass viele Niederländer ihre Reisen bei Alltours buchten und Flugzeuge in Düsseldorf oder Weeze bestiegen. Sie zahlten denselben Preis wie Touristen, die in Deutschland buchen.