Berlin. . Rüdiger Grube krempelt den Bahn-Konzern völlig um, weil die Gewinne dahinschmelzen – auch wegen der Fernbus-Konkurrenz. Weniger Manager und ein aggressiveres Auftreten sollen die Wende bringen.

Die Zeit der Rekordgewinne bei der Deutschen Bahn gehört einstweilen der Vergangenheit an. Unwetter, Streiks und hohe Abgaben auf den Fahrstrom machen dem Konzern zu schaffen. Um fast 40 Prozent ging der Überschuss im ersten Halbjahr zurück, obwohl der Umsatz mit 20 Milliarden Euro sogar leicht gestiegen ist. Bahn-Chef Rüdiger Grube räumt jedoch ein, dass die Zahlen auch ohne die besonderen Schwierigkeiten hinter den Erwartungen zurückblieben. Ein groß angelegter Umbau des Unternehmens soll nun wieder für Besserung sorgen. „Mit kosmetischen Korrekturen ist es nicht getan“, sagt der Vorstandschef.

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Den ersten Schritt hat Grube bereits umgesetzt. Bei der Präsentation der Halbjahresbilanz saßen nur noch sechs Vorstände auf dem Podium, statt bisher acht. Getrennt hat sich der Bahnchef unter anderem von Ulrich Homburg, der bisher für den Personenverkehr zuständig war und die Konkurrenz der Fernbusse lange unterschätzt hat. Mit Heike Hamagarth musste auch die einzige Frau im Vorstand gehen. Grube macht aus bisher vier Hierarchieebenen in der Konzernzentrale nur noch zwei. So sollen Entscheidungen beschleunigt und Doppelarbeiten verhindert werden. Am Ende werden im Berliner Bahn-Tower noch 2600 Beschäftigte arbeiten, statt bisher über 7000.

Dass der Gewinn in den ersten sechs Monaten mit gut 390 Millionen Euro weit unter den Erträgen vergangener Jahre liegt, ist auch ein Ergebnis des monatelangen Arbeitskampfes mit der Lokführergewerkschaft GDL. Finanzvorstand Richard Lutz geht von 500 Millionen Euro Streikkosten aus. Dazu bereitet die Konkurrenz der Fernbusse der Bahn weiterhin Probleme. Die Zahl der Reisenden im Fernverkehr verringerte sich um 1,6 Prozent. Das soll sich wieder ändern. „Wir wollen aggressiv und angriffslustig an den Markt gehen“, so der neu für den Schienenverkehr zuständige Vorstand Bertold Huber.

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Einen Platz in der Chefetage hat nun auch der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der das politische Lobbying der Bahn übernimmt. Diese Personalie hat in der Öffentlichkeit viel Kritik hervorgerufen, weil Pofalla in seiner politischen Funktion auch schon mit der Bahn zu tun hatte.

Bahn-Chef Grube: „Ein Börsengang ist zurzeit nicht geplant.“

Der Umbau der Konzernspitze ist Teil eines sechs Punkte umfassenden Reformpakets. Darüber hinaus werden auch die Geschäftsfelder neu sortiert. Zwei wichtige Standbeine der Bahn, die internationale Spedition Schenker mit ihren Lkw-Transporten und die Auslandsbahn Arriva hat Grube dem Finanzvorstand zugeordnet.

Hinter dieser Entscheidung steht ein weiterer Plan des Bahnchefs. Der Konzern könnte diese beiden Bereiche teilweise privatisieren, um sich frisches Kapital zu beschaffen. Der Aufsichtsrat hat dies gebilligt. „Es ist aber nichts entschieden“, versichert Grube. Auf jeden Fall werde die Bahn die Mehrheit an beiden Firmen behalten. Die Eisenbahn in Deutschland bleibt davon unberührt. „Ein Börsengang ist zurzeit nicht geplant“, versichert der Bahnchef.