Bad Hersfeld/Brandenburg. . Schon lange schwelt der Tarifstreit beim Online-Händler Amazon. Nun lässt Verdi die Muskeln spielen und verlängert die jüngsten Arbeitskämpfe.
Die Gewerkschaft Verdi weitet ihre Streiks beim Online-Versandhändler Amazon aus. Die Standorte in Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Rheinberg und Werne (beide Nordrhein-Westfalen) werden nun bis Samstag weiter bestreikt, teilte Verdi mit. Dort sollten die Arbeitskämpfe ursprünglich am Mittwoch beziehungsweise am Donnerstag beendet werden. An einer zentralen Kundgebung in Bad Hersfeld nahmen am Mittwoch nach Verdi-Angaben insgesamt 1500 Mitarbeiter aus mehreren Standorten teil.
Immer wieder ruft Verdi seit 2013 zu spontanen, oft tagelangen Arbeitsniederlegungen an den bundesweit neun Standorten des Online-Versandhändlers auf. "Das eigentliche Ziel, einen Tarifvertrag zu den Konditionen des Einzelhandels, haben wir bislang noch nicht erreicht", räumte Mechthild Middeke, Verdi-Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Handel, ein.
Verdi kämpft auch für verbesserten Kündigungsschutz bei Amazon
Dennoch werde die Gewerkschaft an dem Arbeitskampf festhalten. Schließlich sei Amazon in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen und zu einem Primus im Online-Handel aufgestiegen. Für die gesamte Branche sei ein Tarifabschluss dort deshalb besonders wichtig.
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Es gehe nicht allein um höhere Stundenlöhne, die tarifvertraglich geregelt werden sollen, sagte Middeke. Zum Beispiel sei das Weihnachtsgeld eine Good-Will-Aktion von Amazon. Nach Forderung der Gewerkschaft soll es jedoch ebenso wie etwa Urlaubsgeld oder Regelungen für Auszubildende und einen verbesserten Kündigungsschutz vertraglich festgeschrieben werden.
Verdi will für die rund 10.000 Mitarbeiter des Versandhandelsriesen in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber strikt ab. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende der branchenüblichen Lohnskala.
Amazon sieht Streikbereitschaft sinken
Wie geplant werde auch am Standort Graben (Bayern) bis Samstag gestreikt, teilte Verdi mit. Am neu in den Arbeitskamnpf einbezogenen Standort in Elmshorn (Schleswig-Holstein) soll bis Donnerstag die Arbeit niedergelegt werden. Den Angaben zufolge waren in Bad Hersfeld, dem größten deutschen Standort von Amazon, in der Frühschicht gut 500 Beschäftigte in den Ausstand getreten. In Leipzig waren es den ganzen Tag über mehr als 500.
Der Streik zeige Wirkung, da sich auch Mitarbeiter der Post im Ausstand befänden, so Verdi. Sendungen könnten nicht rechtzeitig zugeschickt werden. Amazon sprach dagegen von einer abnehmenden Streikbereitschaft. An allen Standorten zusammen hätten in der Frühschicht weniger als 1000 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Der Streik habe keinen Einfluss auf die Einhaltung des Kundenversprechens für pünktliche Lieferungen. Zahlen für beide Schichten lagen dem Unternehmen noch nicht vor.
Unterdessen wies das Arbeitsgericht Brandenburg/Havel Klagen früherer Amazon-Mitarbeiter gegen befristete Arbeitsverträge ab. Es habe keine Benachteiligung erkennen können, hieß es zur Begründung. Die Kläger - Ex-Betriebsräte - hatten eine Weitebeschäftigung verlangt. (dpa)