Essen. . Verdi hat den Arbeitskampf bei der Deutschen Post in NRW ausgeweitet. Kunden sollten einige Regeln beachten, wenn Briefe pünktlich ankommen müssen.

Der Streik bei der Deutschen Post erreicht eine neue Dimension. Die Gewerkschaft Verdi ruft immer mehr Angestellte des Bonner Unternehmens dazu auf, ihre Arbeit unbefristet niederzulegen. Bis gestern traten laut Verdi bundesweit 16.000 Menschen in den Ausstand, allein in NRW waren es 3000. Die Deutsche Post spricht hingegen von rund 15.000 Streikenden. Auch in den nächsten Tagen ist laut der Gewerkschaft mit massiven Beeinträchtigungen bei der Zustellung von Paketen und Briefen zu rechnen. Die Post widerspricht: Noch immer erreichten 87 Prozent der Briefe und 84 Prozent der Pakete die Empfänger pünktlich. Kunden des Konzerns sollten trotzdem ein paar Regeln beachten, wenn die Post rechtzeitig ankommen soll.

Wo sind nächste Streiks geplant?

Laut dem Verdi-Landesbezirk NRW werden in den kommenden Tagen weitere große Niederlassungen der Post bestreikt, darunter Essen, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Mülheim, Hagen und Düsseldorf. Welche Zustellbasen genau betroffen sind, dazu wollte Verdi nicht konkret Stellung beziehen. Die Post, so ein Verdi-Sprecher, solle sich nicht auf die Ausstände vorbereiten können. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass in den nächsten Tagen noch mehr Kollegen ihre Arbeit niederlegen werden: „Die Bereitschaft zum Streik wächst täglich“, so der Verdi-Sprecher. Ein Ende ist indes nicht in Sicht. „Die Fronten sind extrem verhärtet“, so Verdi. Bislang konnte in sechs Verhandlungsrunden kein Ergebnis erzielt werden.

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Worum geht es in diesem Streik?

Auslöser der Streiks sind Pläne der Deutschen Post, 49 regionale Gesellschaften im Paketgeschäft auszugliedern. Dort beschäftigt die Post inzwischen mehr als 6000 Menschen, die weniger verdienen als ihre Kollegen im Mutterkonzern. Verdi fordert unter anderem eine Rückführung der Beschäftigten in den Haustarif. Das lehnt die Deutsche Post strikt ab, sie will ihre Personalkosten deutlich senken und der Konkurrenz anpassen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Wie reagiert die Konkurrenz auf den Streik bei der Post?

Ein Sprecher des Paketdienstes Hermes sagte, Privatkunden würden vermehrt die Shops seines Unternehmens aufsuchen. Aber auch Online-Händler, die sich bislang allein auf die Paketdienste der Post verließen, suchten nach Alternativen. „Wo wir können, helfen wir gerne aus“, sagte der Hermes-Sprecher. Auch der Online-Versender Amazon äußerte sich zum Ausstand bei der Deutschen Post. Man setze vermehrt auf alternative Paketdienste, um die Auswirkungen des Streiks so gering wie möglich zu halten.

Worauf müssen Post-Kunden jetzt achten, wenn sie Briefe und Pakete verschicken wollen, die fristgerecht ankommen sollen?

Grundsätzlich muss man hier zwischen dem Widerruf und der fristgerechten Kündigung unterscheiden, erklärt die Verbraucherzentrale NRW. Hat der Kunde etwa eine neue Jacke im Internet gekauft und will diese innerhalb der Widerrufsfrist zurückschicken, zählt das Datum der Einlieferung beim Paketdienst. Jetzt ist die Ware außerhalb des Einflussbereiches des Kunden und der Dienstleister muss für die fristgerechte Zustellung sorgen. Verzögert sich diese durch den Streik, gilt das Datum der Einlieferung in der Packstation oder der Postfiliale. Wichtig: Um die fristgerechte Einlieferung beweisen zu können, sollte der Einlieferungsbeleg unbedingt aufbewahrt werden.

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Anders bei der fristgerechten Kündigung: Hier zählt laut Verbraucherzentrale NRW das Datum des Eingangs beim Empfänger. Dafür hat der Auftraggeber und nicht der Dienstleister Rechnung zu tragen. Die Post weist darauf sogar in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen hin. „Bei Streiks bin ich als Verbraucher machtlos“, sagt Verbraucherschützer Julian Graf. Kündigungen können oft auch als Fax geschickt werden. Hier gilt: Der Sendebericht sollte aufbewahrt werden, um im Streitfall auf der sicheren Seite zu sein.

Gibt es eine Möglichkeit, von einem Anbieter Schadenersatz zu fordern, wenn dieser aufgrund des Streiks nicht rechtzeitig liefert?

Nein, es sei denn, Sie haben einen Expressversand gebucht und der Anbieter hat Ihnen zugesichert, zu einem bestimmten Zeitpunkt zu liefern. Die Expressdienste der Deutschen Post DHL sind aber bislang nicht von den Ausständen im Unternehmen betroffen.