Düsseldorf/Berlin. Bei der Deutschen Bahn hat der unbefristete Streik im Personenverkehr am Mittwoch begonnen. Und es machen wohl mehr NRW-Lokführer mit als bisher.
Der Streik der Lokführer im Personenverkehr hat in der Nacht zum Mittwoch auch in Nordrhein-Westfalen begonnen. Das bestätigten Sprecher der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am frühen Mittwochmorgen. Der Ersatzfahrplan sei wie geplant angelaufen, sagte ein Bahn-Sprecher in Düsseldorf. Im Regionalverkehr soll demnach etwa jeder dritte Zug fahren.
Die GDL in NRW rechnet mit der Beteiligung von mehreren Hundert Lokführern. Es zeichne sich ab, dass die Beteiligung noch höher sei als bei den vorherigen Ausständen, sagte der Landesvorsitzende der GDL, Sven Schmitte, am Mittwochmorgen.
An vielen Bahnhöfen herrscht am Morgen dennoch Ruhe. Der Bahnverkehr läuft relativ rund, berichtet unsere Reporterin am Dortmunder Hauptbahnhof. Ein großer Teil der Züge komme und die angekündigten führen in der Regel pünktlich. Die Kunden seien dank der gut kommunizierten Ersatzfahrpläne fast alle informiert und die Bahnen voll wie immer.
Neunter Streik seit September
Die Bahn bestätigte, der Ausstand habe am Mittwoch um 2 Uhr begonnen. "Es ist losgegangen", sagte eine Bahnsprecherin. Wann der Streik enden wird, hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) diesmal offen gelassen. Bereits am Dienstagnachmittag hatten die Lokführer der Güterzüge die Arbeit niedergelegt. Es ist der neunte Streik in diesem Tarifkonflikt seit Anfang September.
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Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der Arbeitskampf starke Einschränkungen. So werden voraussichtlich etwa zwei Drittel der Fernzüge ausfallen und je nach Region 40 bis 85 Prozent der Nahverkehrszüge. Auch die S-Bahnen sind vom Streik betroffen. Die Bahn hat Ersatzfahrpläne für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr veröffentlicht. Sie sind nach Angaben der Bahn verlässlich.
Streik kostet täglich rund 100 Millionen Euro Umsatz
Der inzwischen neunte Lokführerstreik mit seinen wirtschaftlichen Folgen lässt Beschäftigte der Bahn um ihren Arbeitsplatz fürchten. Der derzeitige Schwebezustand verunsichere die Kollegen zum Teil massiv, sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Jens Schwarz, am Mittwoch in Frankfurt. Er appellierte an das Unternehmen und an die Gewerkschaften GDL und EVG, sich schnell zu einigen. Der Konzernbetriebsrat vertritt die Interessen von rund 200.000 Bahn-Mitarbeitern.
Mit jedem Streiktag wachse die Belastung für die Kollegen, die sich nicht im Arbeitskampf befänden, aber dessen Auswirkungen abfedern müssten, sagte Schwarz. Die Bahn verliere nach seiner Einschätzung wegen des Streiks rund 100 Millionen Euro Umsatz pro Tag.
GDL agiert offenbar ohne Unterstützung des Beamtenbunds
Sollten sich Bahn und GDL nicht zuvor am Verhandlungstisch wieder näher kommen, soll der Streik "etwas länger" dauern als Anfang Mai, hatte GDL-Chef Claus Weselsky angekündigt. Damals waren es knapp sechs Tage. Nun soll der Ausstand nach Ankündigungen der GDL über die Pfingstfeiertage andauern.
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Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll der Deutsche Beamtenbund keine finanzielle Unterstützung für die GDL leisten. Grund sei, dass die GDL diesmal keinen entsprechenden Antrag gestellt habe.
Vermittlungsversuch mit einem früheren Richter
Über einen Vermittlungsversuch gab es zunächst keine näheren Informationen. Bahn und GDL loteten bei einem Treffen in Frankfurt die rechtlichen Bedingungen einer möglichen Schlichtung aus. Als unabhängige Instanz nahm der frühere Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler teil. "Es ist Vertraulichkeit verabredet worden", sagte eine Bahn-Sprecherin. Die Gespräche sollten "kurzfristig fortgesetzt" werden.
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Der Vorsitzende des Dachbverbands dbb-Beamtenbund, Klaus Dauderstädt, verteidigte den Streik. "Wir stehen hinter den Zielen der GDL", sagte er der "Nordwest-Zeitung". "Wenn man am Verhandlungstisch nicht weiterkommt, gehören immer zwei Seiten dazu." Die Deutsche Bahn AG habe nicht genug dafür getan, schnell zu einer Einigung zu kommen.
"Unbefristeter Bahnstreik ist pures Gift für Unternehmen"
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann kritisierte den GDL-Chef indes erneut: Weselsky wolle augenscheinlich das Gesetz über die Tarifeinheit abwarten, "um dann im Zusammenhang mit dem schwelenden Konflikt gegen das Gesetz klagen zu können", sagte er dem "Tagesspiegel". Er instrumentalisiere die Beschäftigten und die Kunden der Bahn gegen das Gesetz. "Das geht zu weit, um es vorsichtig zu sagen", sagte Hoffmann.
Wirtschaftsverbände wiesen auf drohende Probleme durch den Ausstand hin. "Die Ankündigung eines unbefristeten Bahnstreiks ist pures Gift für das Krisenmanagement der Unternehmen", klagte der Bereichsleiter Gunnar Gburek vom Logistik-Bundesverband BME. Die Chemieindustrie - einer der wichtigsten Güterkunden der Bahn - überdenkt ihre Logistikkonzepte. (dpa)