Berlin. . Die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben sich wieder entzweit. Ein weiterer Einigungsversuch missglückt, und der nächste Streik droht.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat die Lokführergewerkschaft GDL aufgerufen, im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn einem Schlichtungsverfahren zuzustimmen. "Mir fehlt das Verständnis dafür, wenn man sich nach monatelanger Tarifauseinandersetzung einer Schlichtung verweigert", sagte der CSU-Politiker der Zeitung "Bild". "Verantwortungsvolle Tarifpartnerschaft verpflichtet auch zur Suche nach Kompromissen, das kann nur am Verhandlungstisch geschehen."

Gespräche zwischen Bahn und GDL gescheitert

Vertrauliche Gespräche der GDL mit der Bahn waren am Wochenende ohne Annäherung beendet worden. Damit könnte der Tarifkonflikt auf den neunten Streik seit Anfang September zusteuern.

Die Gewerkschaft hatte nach den Gesprächen angekündigt, ihre Gremien würden "über das weitere Vorgehen entscheiden". Sie ließ offen, ob sie ohne vorherigen Streik an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Erst am 10. Mai war ein fast sechstägiger Ausstand zu Ende gegangen. Es war der längste Streik in der 21-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn AG.

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Für die rund 3000 Lokrangierführer bei der Bahn hat bisher die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Tarifverträge abgeschlossen. Die GDL verlangt für ihre Mitglieder in dieser und anderen Berufsgruppen des Zugpersonals eigene Tarifverträge. Das ist der Kernpunkt des Konflikts. Die Bahn will unterschiedliche Tarifverträge für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden. Die GDL strebt zunächst eine Einigung über die künftige Tarifstruktur an und will erst danach in einer Schlichtung über Geld, Arbeitszeit und Überstundenbegrenzung sprechen.

Die Bahn plädiert für ein Schlichtungsverfahren über den gesamten Tarifkomplex. Dafür setzt sich auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ein. Dem Verfahren sollte nach Vorstellungen des Unternehmens ein klärendes Rechtsgespräch mit dem ehemaligen Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler vorgeschaltet werden.

Die GDL äußerte sich zu diesem Vorschlag nicht. Sie kritisierte, die Bahn habe der Gewerkschaft schriftlich mitgeteilt, sie werde keine weiteren Verhandlungen außerhalb eines von ihr "diktierten Schlichtungsverfahrens" führen. "Damit verspielt der Arbeitgeber absichtlich die Chance auf Zwischenergebnisse und anschließende Schlichtung", stellte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky fest. Weselsky hatte zuletzt die Initiative der Bahn zurückgewiesen, den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) als Vermittler einzusetzen. (dpa)

Bahn-Kunden im GDL-Streik

Einige Pendler hatten Glück – ihre Verbindung war gerade nicht vom Streik betroffen – oder sie haben sich frühzeitig Ersatz suchen können. Christian Müller (33) gehört zu diesen Glücklichen. „Ich wohne in Essen und pendle jeden Tag nach Düsseldorf, um dort zu arbeiten“, sagt der 33-Jährige. Seine Bahnen fahren noch regelmäßig. „Ich hoffe aber, dass ich heute Abend genausogut nach Hause komme.“ Ansonsten muss auch er sich eine Alternative überlegen.
Einige Pendler hatten Glück – ihre Verbindung war gerade nicht vom Streik betroffen – oder sie haben sich frühzeitig Ersatz suchen können. Christian Müller (33) gehört zu diesen Glücklichen. „Ich wohne in Essen und pendle jeden Tag nach Düsseldorf, um dort zu arbeiten“, sagt der 33-Jährige. Seine Bahnen fahren noch regelmäßig. „Ich hoffe aber, dass ich heute Abend genausogut nach Hause komme.“ Ansonsten muss auch er sich eine Alternative überlegen. © Daniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
Eileen Wachholz (19) hat noch eine Odyssee vor sich. „Ich muss heute noch nach Berlin – und niemand kann mir sagen, welche Züge ich nehmen muss“, ärgert sich die 19-Jährige. Sie hat ihren Freund in Essen besucht. Vor der Zugfahrt zurück in ihre Heimat graut es ihr. Lange Wartezeiten und viele Umstiege stehen ihr bevor. „Ich hoffe, dass ich nicht irgendwo in Hannover strande und dort die Nacht am Bahnhof verbringen muss. Mit Hotels hat es die Bahn ja nicht so.“
Eileen Wachholz (19) hat noch eine Odyssee vor sich. „Ich muss heute noch nach Berlin – und niemand kann mir sagen, welche Züge ich nehmen muss“, ärgert sich die 19-Jährige. Sie hat ihren Freund in Essen besucht. Vor der Zugfahrt zurück in ihre Heimat graut es ihr. Lange Wartezeiten und viele Umstiege stehen ihr bevor. „Ich hoffe, dass ich nicht irgendwo in Hannover strande und dort die Nacht am Bahnhof verbringen muss. Mit Hotels hat es die Bahn ja nicht so.“
Da er keine andere Möglichkeit sah, überhaupt zur Arbeit zu kommen, entschied sich Pascal Buber (24) für die restliche Zeit des Bahn-Streiks, Urlaub zu nehmen. „Ich wohne in Wuppertal und muss jeden Tag bis nach Essen pendeln“, sagt der 24-jährige Lagerarbeiter. Seinem Chef hat er die Situation erklärt und der hätte Pascal Bubers Verhalten positiv aufgenommen. „Ich will niemanden mit eventuellem Zu-spät-kommen zur Last fallen, daher habe ich mich dafür entschieden.“
Da er keine andere Möglichkeit sah, überhaupt zur Arbeit zu kommen, entschied sich Pascal Buber (24) für die restliche Zeit des Bahn-Streiks, Urlaub zu nehmen. „Ich wohne in Wuppertal und muss jeden Tag bis nach Essen pendeln“, sagt der 24-jährige Lagerarbeiter. Seinem Chef hat er die Situation erklärt und der hätte Pascal Bubers Verhalten positiv aufgenommen. „Ich will niemanden mit eventuellem Zu-spät-kommen zur Last fallen, daher habe ich mich dafür entschieden.“ © Daniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
Viel zu spät zu einer Klausur an der Uni ist Jill Jaspers gekommen. Die 21-Jährige studiert in Essen Kultur und Wirtschaft. Sie pendelt jeden Morgen 1.45 Stunden zur Universität. „Das ist so schon stressig, aber dass ich deswegen ein Viertel der Klausurzeit verpasse, ist echt blöd.“ Die meisten ihrer Kommilitonen und Dozenten wissen vom Streik. Es kämen öfter Studenten zu spät. „Für mich bedeutete die Situation aber enormen Druck, weil es eine sehr wichtige Klausur war.“
Viel zu spät zu einer Klausur an der Uni ist Jill Jaspers gekommen. Die 21-Jährige studiert in Essen Kultur und Wirtschaft. Sie pendelt jeden Morgen 1.45 Stunden zur Universität. „Das ist so schon stressig, aber dass ich deswegen ein Viertel der Klausurzeit verpasse, ist echt blöd.“ Die meisten ihrer Kommilitonen und Dozenten wissen vom Streik. Es kämen öfter Studenten zu spät. „Für mich bedeutete die Situation aber enormen Druck, weil es eine sehr wichtige Klausur war.“ © Daniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
Die ehrenamtlichen Helfer der Bahnhofsmission hatten gut zu tun. Sonja Lohf (27) gehört dazu. „Wir stehen den Leuten in erster Linie mit gutem Rat zur Seite.“ Nach dem Sturm Ela haben die Mitarbeiter der Bahnhofsmission eine Informationsmappe erstellt, in der sie aufgezeichnet haben, wie Pendler mit dem öffentlichen Nahverkehr, also U-Bahn und Bussen, von A nach B kommen. „Beim Streik achten wir außerdem verstärkt auf ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern. Letzteren bieten wir an, in unserer Kinderlounge zu spielen oder die Kids dort zu wickeln“, sagt die 27-Jährige. Die Ehrenamtlichen arbeiten in Schichten und verteilen auch Tee, Kaffee und Wasser.
Die ehrenamtlichen Helfer der Bahnhofsmission hatten gut zu tun. Sonja Lohf (27) gehört dazu. „Wir stehen den Leuten in erster Linie mit gutem Rat zur Seite.“ Nach dem Sturm Ela haben die Mitarbeiter der Bahnhofsmission eine Informationsmappe erstellt, in der sie aufgezeichnet haben, wie Pendler mit dem öffentlichen Nahverkehr, also U-Bahn und Bussen, von A nach B kommen. „Beim Streik achten wir außerdem verstärkt auf ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern. Letzteren bieten wir an, in unserer Kinderlounge zu spielen oder die Kids dort zu wickeln“, sagt die 27-Jährige. Die Ehrenamtlichen arbeiten in Schichten und verteilen auch Tee, Kaffee und Wasser. © Daniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
Sven Haupthoff(21) ist zweieinhalb Stunden zu spät zum Kennenlern-Essen bei den Eltern seiner Freundin gekommen. „Das war mir sehr unangenehm. Die Eltern hatten extra gekocht und den Tisch schön gedeckt.“ Zum Glück rief der 21-Jährige rechtzeitig bei seiner Freundin an und kündigte seine Verspätung an. Dass es so lange dauerte, war ihm jedoch nicht klar. „Ihre Eltern waren so lieb und haben mit dem Essen auf mich gewartet. Sie haben dann auch reichlich drüber gescherzt, von wegen Bahn und so – aber es war trotzdem sehr peinlich. Beim ersten Treffen!“ Zur Arbeit hat es Sven Haupthoff aber pünktlich geschafft – zum Glück, denn er pendelt jeden Tag von Düsseldorf nach Dortmund.
Sven Haupthoff(21) ist zweieinhalb Stunden zu spät zum Kennenlern-Essen bei den Eltern seiner Freundin gekommen. „Das war mir sehr unangenehm. Die Eltern hatten extra gekocht und den Tisch schön gedeckt.“ Zum Glück rief der 21-Jährige rechtzeitig bei seiner Freundin an und kündigte seine Verspätung an. Dass es so lange dauerte, war ihm jedoch nicht klar. „Ihre Eltern waren so lieb und haben mit dem Essen auf mich gewartet. Sie haben dann auch reichlich drüber gescherzt, von wegen Bahn und so – aber es war trotzdem sehr peinlich. Beim ersten Treffen!“ Zur Arbeit hat es Sven Haupthoff aber pünktlich geschafft – zum Glück, denn er pendelt jeden Tag von Düsseldorf nach Dortmund. © FDaniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
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