Berlin. Der Warnstreik bei der Post erreicht am Mittwoch NRW. Mitarbeiter in Verteilzentren sollen Arbeit ruhen lassen. Kommende Woche wird wieder verhandelt.
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post um kürzere Arbeitszeiten und mehr Lohn wird der Ton zwischen den Tarifpartnern zunehmend schärfer. Verdi warf dem Management jetzt vor, Streikende mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes gedroht zu haben, wie die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch/Donnerstag) berichtet. Betroffen gewesen seien dabei befristet beschäftige Arbeitnehmer. Ein Konzernsprecher bezeichnete die Vorwürfe dagegen als "Rufschädigung". Es gebe keine gezielte Bedrohung oder Einschüchterung der Mitarbeiter durch die Unternehmensführung, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Größe des Konzerns könne er solche Vorgänge aber auch nicht grundsätzlich ausschließen.
Verdi hat Wirtschaftsminister Gabriel eingeschaltet
Wegen der Vorgänge bei der Post hat Verdi auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eingeschaltet, wie die Zeitung und die Deutsche Presse-Agentur erfuhren. In seiner Eigenschaft als SPD-Chef schrieb Gabriel an Vorstandschef Frank Appel, um zu erfahren, ob die Vorwürfe zutreffend sind oder nicht. Allen Arbeitgebern, ganz besonders aber den großen Unternehmen mit Bundesbeteiligung müsse die Achtung persönlicher wie kollektiver Arbeitnehmerrechte abverlangt werden, heißt es der SZ zufolge in dem Brief. Dazu sagte der Postsprecher lediglich, dass sich der Konzern immer in engen Gesprächen mit seinen Großaktionären befinde. Der Bund hält noch eine Aktienpaket von 21 Prozent an der Post.
Der Postsprecher wies weiter darauf hin, dass allein 2015 über 2000 befristet Beschäftigte vom Unternehmen einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten hätten. "Warum sollten wir uns dieses Instrument aus der Hand nehmen lassen?" Er forderte Verdi auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und konstruktiv auf das Angebot der Post einzugehen.
Post hatte Streikenden Angebot unterbreitet
Am vergangenen Wochenende hatte das Unternehmen in der vierten Tarifrunde unter anderem angeboten, die Kündigungsschutz für die Beschäftigten um drei Jahre bis 2018 auszuweiten sowie Heiligabend und Silvester wieder als arbeitsfreie Tage einzuführen. Auch Pausenregelungen sollten ausgeweitet und Schichtzuschläge großzügiger geregelt werden. Dies alles entspreche insgesamt einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde mit vollem Lohnausgleich. Verdi wies das Angebot zurück, brach die Verhandlungen ab und kündigte Warnstreiks an. Die Beschäftigten in allen 83 Briefzentren sind nach Angaben von Verdi aufgerufen worden, ihre Arbeit niederzulegen. Durch den bundesweiten Ausstand in der Postbearbeitung werde es bei der Zustellung deutschlandweit zu Verzögerungen kommen. In den kommenden Tagen würden die Streikmaßnahmen fortgesetzt, hieß es. (dpa)