Essen. Hier ein Eltern-Kind-Büro, dort eine Betreuungsagentur: In Zeiten des Kita-Streiks wollen viele Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nicht allein lassen.
Betriebskindergärten und Eltern-Kind-Büros gelten inzwischen vielen Arbeitnehmern als Ausweis eines familienfreundlichen Arbeitgebers. Doch in Streikzeiten bringen sie verhältnismäßig wenig: Kitas kann man nicht mal eben so vergrößern, und ein ganzer Arbeitstag mit einem Kind an der Seite muss auch kein Vergnügen sein. Große Arbeitgeber scheinen daher vor allem auf flexible Arbeitszeiten zu setzen. Wir haben uns umgehört.
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Die Versicherung Signal Iduna beschäftigt in ihrer Zentrale in Dortmund 2500 Mitarbeiter, bundesweit sind es etwa 12.500. Hier wurden die Vorgesetzten angewiesen, Wünschen von Mitarbeitern nach Urlaub und Ausgleichstagen zu entsprechen. In dem Unternehmen gilt flexible Arbeitszeit über das ganze Jahr hinweg, so dass es vielen Arbeitnehmern gelingen dürfte, verlorene Stunden auszugleichen - wenn der Streik nicht zu lange dauert. "Wenn der Streik wochenlang geht, müssten wir noch mal neu nachdenken", sagt Unternehmenssprecher Edzard Bennmann. "Dann müssten wir wohl überlegen, eine Not-Kita einzurichten." Einen Betriebs-Kindergarten gibt es nicht, auch die Büros seien für Kinder nur "bedingt geeignet", sagt der Sprecher. Auch wenn er in diesen Tagen schon den einen oder anderen mit Kind gesehen hat.
Die Ruhr-Universität in Bochum hat rund 5600 Mitarbeiter. Es gibt eine Betriebs-Kita mit 110 Plätzen, aber wer sein Kind dort betreuen lässt, hat trotzdem Pech: Die Kita wird kommende Woche ebenfalls bestreikt. Kanzler und Direktor der Uni haben alle Vorgesetzen angewiesen, auf die privaten Nöte der Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen. Wenn das nicht reicht: Die Uni arbeitet mit der Dortmunder Agentur BUK zusammen, die Betreuungsangebote für Firmen und Behörden in NRW vermittelt. Im Streik können sich Mitarbeiter der Bochumer Uni bei der Agentur melden. Das ist zwar keine Garantie - aber ein Eisen mehr im Feuer ist in Notzeiten wie diesen ja auch schon was wert.
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Der Stahl- und Technologiekonzern Thyssen-Krupp hat über 4200 Mitarbeiter in Essen und knapp 60.000 bundesweit. Nach eigener Auskunft gibt es an einigen Standorten Eltern-Kind-Büros. Außerdem könne Home Office eine Lösung sein, wo das möglich ist. Beides dürfte aber nur für Büro-Mitarbeiter überhaupt ein Thema sein. Wo produziert wird, sieht es anders aus. "An den Produktionsstandorten ist Flexibilität zum Beispiel in der Schichtplanung gefragt", sagt eine Sprecherin.
Der Energiekonzern Eon, der in Düsseldorf und Essen Standorte mit jeweils rund 2000 Mitarbeitern hat, regelt derzeit noch vieles über flexible Arbeitszeit. "Viele Mitarbeiter können auch mal einen oder mehrere Tage von zu Hause aus arbeiten, im Übrigen gilt bei uns die Vertrauensarbeitszeit", sagt Unternehmenssprecher Georg Oppermann. Darüber hinaus arbeitet Eon ähnlich wie die Ruhr-Uni mit einer Betreuungsagentur zusammen (PME Familienservice), die kurzfristig Plätze vermitteln kann.
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Eon hat auch vereinzelte Eltern-Kind Büros und ein halbes Dutzend Betriebskindergärten rund um die Büros in Essen und Düsseldorf. Da geht aber nicht mehr viel. "Leider können wir in den Kitas nicht kurzfristig zusätzliche Plätze schaffen, da stoßen wir an gesetzliche Grenzen", so Oppermann. Deshalb hofft er auf einen kurzen Streik. Wer seinen Chef fragt, darf das Kind auch mal mit an den Arbeitsplatz bringen. Das sei zwar nicht ideal - "aber im Notfall geht alles". (abe)