Düsseldorf. . Rund 30.000 Arbeitsplätze könnten 2015 im Einzelhandel wegfallen. Dabei rechnen die Händler mit weiteren Umsatzzuwächsen.
Die niedrigen Zinsen, die geringe Preissteigerungsrate und die gute Konjunktur beflügeln den Konsum in Deutschland. Doch die Einzelhändler blicken nicht mehr ganz so optimistisch auf das laufende Jahr. Der bisherige Jobmotor Handel rechnet sogar mit einem Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen.
Als „verhalten positiv“ fasst Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), die am Dienstag in Düsseldorf präsentierten Ergebnisse der Frühjahrsumfrage unter 1000 Unternehmen zusammen.
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Einzelhändler rechnen mit ordentlichem Umsatzplus
Danach rechnen Deutschlands Einzelhändler für dieses Jahr mit einem Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf 466 Milliarden Euro, preisbereinigt von einem Prozent. Mit anderen Worten: Der Handel rechnet mit Stagnation auf hohem Niveau.
Die Gründe für die zurückhaltende Einschätzung sind vielfältig. Zwischen 2000 und 2014 sank der Anteil des Einzelhandelsumsatzes am privaten Konsum deutlich von 35,8 auf 28,6 Prozent. „Angesichts der niedrigen Zinsen investieren die Verbraucher in hochwertige Konsumgüter wie Reisen, Autos und Immobilien“, beobachtet Genth. Den Trend bekomme insbesondere die Textil- und Schuhbranche negativ zu spüren, während Lebensmittel- und Möbelhändler eher zufrieden seien.
Online-Handel auf dem Vormarsch
Im Nacken sitzt dem Handel zudem der Vormarsch des E-Commerce. Nach HDE-Angaben verfügt erst jeder dritte Händler über einen eigenen Online-Shop, der hohe Investitionen erfordert. Dabei dürfte sich auch in diesem Jahr das Einkaufen im Internet als Wachstumstreiber erweisen. Laut Frühjahrsumfrage ist damit zu rechnen, dass der Online-Handel 2015 um zwölf Prozent auf 43,6 Milliarden Euro zulegen wird. Das bedeutet eine leichte Abschwächung des Wachstums, das im Jahr zuvor noch 17 Prozent betrug.
Unter Druck fühlen sich insbesondere die mittelständischen Betriebe. Die HDE-Umfrage ergab, dass politisch motivierte Belastungen erstmals das wichtigste Thema für kleine und mittelgroße Händler ist. 52 Prozent klagen unter „Entscheidungen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik“, so Genth.
Viele Arbeitsplätze in Gefahr
Auf den Nägeln brenne den Mittelständlern insbesondere die Dokumentationspflicht durch die Einführung des Mindestlohns und die Debatte um die Erbschaftssteuer, die Unternehmensnachfolgen erschweren könnte.
Als Konsequenz daraus sieht der Handelsverband deutschlandweit 30.000 der rund drei Millionen Arbeitsplätze in Gefahr. „Der Jobmotor Handel gerät erstmals ins Stottern“, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.