Berlin. . Wer von Köln nach Berlin den Bus nimmt, zahlt nur 36 Prozent des Bahn-Preises. Das ergab eine aktuelle Auswertung. Wie eng wird es jetzt für die Bahn?
Mit dem Fernbus sparen Reisenden im Vergleich zur Bahn oft richtig Geld: Laut einer Auswertung der Reisesuchmaschine GoEuro sind die Preise für ein Busticket auf vielen Strecken im Schnitt nicht einmal halb so teuer wie ein Zugticket. So kostete eine Busfahrkarte für die Strecke von Berlin nach Hamburg im ersten Quartal 2015 durchschnittlich nur 37 Prozent des Bahntickets. Von Berlin nach München waren es 40 Prozent des Bahnpreises, von Köln nach Berlin 36 Prozent. Das Flugzeug ist auf allen innerdeutschen Verbindungen dagegen im Schnitt teurer als der Zug.
Dennoch glauben die Busunternehmer, dass die Deutsche Bahn durch die wachsende Konkurrenz keinen Schaden nehmen werde. "Die Bahn muss keine Angst vor dem Fernbus haben", sagte Christiane Leonard, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer. "Er wird ihr auf Dauer nicht gefährlich." Nach Prognosen steige die Zahl der Fahrgäste im Fernverkehr von 2013 bis 2018 von rund 130 auf 170 Millionen. Daran dürfte die Bahn mit dann mehr als 140 Millionen Fahrgästen den größten Anteil halten.
Bahn verlor bereits 130 Millionen Euro durch den Busverkehr
"Die Fahrgäste steigen vor allem vom Auto auf Bus und Bahn um", widersprach Leonard dem Vorwurf, die Busse nähmen der Bahn die Fahrgäste. Nach Studien kommt immerhin mindestens jeder dritte Fernbus-Kunde von der Bahn. Der Fernbusmarkt war Anfang 2013 freigegeben worden, 2014 verlor die Bahn nach eigenen Berechnungen 130 Millionen Euro an die Bus-Konkurrenz. Um ihr Paroli zu bieten, hatte der Konzern im März eine "Kundenoffensive" angekündigt. Sie will mehr Fernzüge fahren lassen und mehr Städte ansteuern.
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"Die positive Entwicklung der Bahn mit einer Qualitätsoffensive wäre ohne die Liberalisierung des Fernverkehr-Marktes nicht möglich gewesen", behauptete Leonard. "Deshalb dürfen die ersten positiven Entwicklungen am Markt nicht zerstört werden", wies sie Forderungen nach einer Maut für Busse zurück.
Der Fernbusmarkt 2014 wird auf 16 bis 20 Millionen Fahrgäste geschätzt. Das Statistische Bundesamt will im Sommer die Zahlen für 2014 vorlegen. Die Branche rechnet damit, dass sich die Zahl in drei Jahren bei 27 Millionen Passagieren einpendelt.
Fusionen und Ausstiege: Fernbus-Branche sortiert sich
Der Markt sortiert sich derzeit: Unangefochtener Champion sind MeinFernbus und FlixBus, die sich seit Jahresbeginn zusammenschließen. Der ADAC hat sich zurückgezogen, der Anbieter city2city ging aus dem Rennen, während der Offenbacher Pionier Deinbus eine Insolvenz überstanden hat und weiterfährt. Die Deutsche Bahn fährt selbst Fernbus und will ihr Angebot unter der Marke Berlinlinienbus bis Ende 2016 vervierfachen. (dpa)