Wiesbaden. In Deutschland gründen so wenige Menschen wie nie eine eigene Firma. Schuld ist offenbar ausgerechnet der robuste Arbeitsmarkt.
In Deutschland haben im vergangenen Jahr so wenige Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt wie noch nie. Insgesamt wurden 124.000 Betriebe neu gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit.
Das waren 3,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: Zu Hochzeiten der Ich-AG im Jahr 2004 wurde die Rekordzahl von 176.000 größeren Firmen an den Start gebracht.
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Generell gilt, dass bei guter Konjunktur und robustem Arbeitsmarkt weniger Menschen aus der Not heraus Firmen gründen müssen. Gleichzeitig steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungunternehmen überleben. So wurden 2014 mit rund 111.000 größeren Betrieben auch 4,1 Prozent weniger aufgegeben als 2013.
Aus diesem Grund steigt nach früheren Angaben der staatlichen KfW-Bankengruppe bei guter Binnenkonjunktur in der Regel auch der Anteil von Gründern, die eine eigene Geschäftsidee verwirklichen wollen.
Absoluter Tiefstwert
Die Zahl der neu gegründeten Kleinunternehmen ging im Jahresvergleich sogar um 11,5 Prozent auf knapp 211.000 zurück. Auch das ist der tiefste Wert seit Beginn vergleichbarer Erhebungen im Jahr 2003. Das liege unter anderem daran, dass die Zahl der Gründer von Kleinunternehmen mit bulgarischer oder rumänischer Staatsangehörigkeit um 40 Prozent auf 28.000 sank, erklärten die Statistiker: "Der Grund für diesen Rückgang dürfte die seit 1. Januar 2014 geltende uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit für Staatsangehörige aus Bulgarien und Rumänien gewesen sein."
Seitdem können Bürger dieser beiden EU-Mitgliedstaaten ohne Beschränkungen eine abhängige Beschäftigung in Deutschland aufnehmen. (dpa)