Bochum. Eine Hinterhof-Firma schreibt Millionen-Umsätze: Kai Schulte ist mit seinem vor sieben Jahren gegründeten Onlinehandel auf Erfolgskurs.
Es begann mit 300 Euro Startkapital der Eltern und einem Schaltknüppel. Sieben Jahre später ist Kai Schulte dreifacher Umsatz-Millionär. „Und das als Hinterhoffirma, die wir noch immer sind“, schreibt der Online-Händler eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten der Bochumer Wirtschaft.
2006 trifft Kai Schulte eine Lebensentscheidung. Kurz vor der Meisterprüfung steigt der Augenoptiker aus seinem erlernten Beruf aus und beim Online-Spielzeugversand eines Freundes ein. „Ich hatte null Plan, null Ahnung“, berichtet der Bochumer. Die Selbstständigkeit findet, wenig überraschend, ein jähes Ende. Die Firma mit einer kleinen, angemieteten Lagerhalle am Steinring 47a macht Pleite.
Scheinwerferblenden, Kühlergrill und vieles mehr
Kai Schulte unternimmt 2008 einen neuen Versuch. Diesmal allein; zunächst daheim an der Laerfeldstraße; anfangs ausschließlich mit Autozubehör des Fachhandels Jom am Harpener Hellweg.
Für die erste kleine Lieferung, darunter ein Schaltknüppel, leisten die Eltern drei Hunderter Vorschuss. Über Ebay und Amazon wird die Ware im Internet feilgeboten. Alsbald kommen Vater, Mutter und Sohn kaum noch mit dem Packen und Versenden nach. Scheinwerferblenden, Kühlergrill und vieles mehr: „Vor allem die ,Schrauber’ haben sich bei uns für kleines Geld eingedeckt“, schildert Schulte.
Ende 2008 aktiviert er seine alten Spielzeug-Kontakte, nimmt Lego, Barbie & Co ins Programm auf. „Fortan explodierte das Geschäft“, sagt der 42-Jährige. Er mietet die Lagerhalle von einst am Steinring wieder an. Mit Manfred Schäfer gewinnt er einen Internet-Experten, der den Online-Auftritt des KDS-Handelsvertriebs professionalisiert. Mit der Anmietung benachbarter Hallen wird die Lagerfläche auf 1000 Quadratmeter erweitert.
„Die Menge macht’s“
Der Aufwärtstrend hält unvermindert an. Zwar helfen Vater Theodor und Mutter Karin noch immer mit. Das Familien-Team erfährt nunmehr aber Unterstützung. Zwei Vollzeitmitarbeiter und fünf Aushilfskräfte sind tätig. Jede Hand wird gebraucht. Täglich steuern DHL-Transporter die unscheinbare Halle an. 14.000 Pakete werden auf die Reise geschickt – monatlich.
Neben Autoteilen und Spielzeug hat sich der Vater einer zweijährigen Tochter auf Gartenzubehör wie Pavillons, Schirme und Sandkästen konzentriert. Die Gewinnspannen (gezahlt wird per Paypal) sind dürftig. „Die Menge macht’s“, weiß der Chef, der von den Millionen-Umsätzen am meisten überrascht scheint.
Noch 2015 will er ein eigenes Online-Portal an den Start bringen. Für 2017 ist ein Wechsel nach Laer geplant. Die Eltern müssen nicht wieder in Vorleistung treten. „Die 300 Euro“, schmunzelt Kai Schulte, „haben ich inzwischen zurückgezahlt.“