An Rhein und Ruhr. . Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat noch Hoffnung, einen Streik der Lokführer abwenden zu können. Pro Bahn schlägt einen Schlichter vor.
Seine Hoffnung auf eine Befriedung in letzter Minute hat Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber angesichts des Gepolters der vergangenen Tage ziemlich exklusiv. „Ich glaube“, sagte er am Donnerstag unverdrossen vor Journalisten, „dass wir einen Streik vermeiden können.“ Ja, man rede hinter den Kulissen durchaus weiter mit der Lokführergewerkschaft GDL, „der Gesprächsfaden ist nicht abgerissen, aber wir gehen mit Inhalten diskret um“.
Zudem habe ihn die Unterstützung durch den Deutschen Beamtenbund hellhörig gemacht, betonte Weber. Dessen Chef Klaus Dauderstädt hatte seinen GDL-Kollegen Claus Weselsky – bemerkenswerter Weise zugleich Stellvertreter beim Beamtenbund – aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Auch die Industrie macht Druck, einen Streik abzuwenden. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben warnte in der „Bild“-Zeitung: „Ein längerer Bahnstreik kann sich als Bremse für die Konjunktur erweisen.“ Täglich würden eine Million Tonnen Güter per Bahn transportiert, mehr als sechs Millionen Berufspendler seien auf die Bahn angewiesen. „Transportausfälle, Lieferengpässe und Arbeitszeitverlust zusammengenommen steht nach mehreren Streiktagen schnell eine halbe Milliarde Euro auf der Schadensrechnung für die deutsche Wirtschaft“, so Wansleben.
Gespräche mit der EVG auf gutem Weg
Die Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrs Gewerkschaft (EVG), die ja unlängst auch mit Streik gedroht hatte, sind offenbar auf einem guten Weg. Nach Webers Angaben hat die EVG akzeptiert, dass für alle bei ihr organisierten Lokführer die Tarifbedingungen der GDL gelten sollen. Damit gäbe es im Konzern – wie von der Bahn gewünscht – Einheitlichkeit.
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Sollte der Streik kommen, werde es einen Notfahrplan geben, bestätigte Weber. Die Vorbereitungen seien im Gange. Bei den Aktionen der GDL im Oktober und November habe man ja genügend Erfahrungen damit gesammelt.
Pro Bahn fordert Schlichter
Angesichts neuer Streikdrohungen wünscht sich der Fahrgastverband Pro Bahn ein baldiges Ende der Auseinandersetzung im Bahn-Tarifstreit herbei - notfalls mit Hilfe eines Schlichters. "Für die Fahrgäste ist die ganze Situation alles andere als lustig", sagte der Sprecher des Verbandes, Gerd Aschoff, der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). "Diese Auseinandersetzung wird auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen. Uns fehlt dafür das Verständnis."
Viele fragten sich, so Aschoff, "ob bei diesem Tarifstreit überhaupt noch jemand durchblickt und wünschen sich einen Schlichter." Zwar sei ein solches Vorgehen "rechtlich problematisch" und auf die Verhandlungen mit der GDL nur schwer anzuwenden. "Aber eine Moderation, eine Mediation - das wäre schon vorstellbar", sagte Aschoff. Als geeignete Mediatoren nannte er Klaus von Dohnanyi, Karl Heinz Daehre, den früheren Verkehrsminister von Sachsen-Anhalt, oder den ehemaligen EKD-Chef Nikolaus Schneider. (mit dpa)