Frankfurt/Main. Wann müssen Bahnreisende mit ersten Streiks der Lokführergewerkschaft rechnen? GDL-Chef Weselsky will sich noch nicht festlegen.
Einen Tag nach der Streikankündigung der Lokführer im Konflikt mit der Deutschen Bahn hat GDL-Chef Claus Weselsky den genauen Zeitpunkt und die Dauer des Streiks weiter offen gelassen. Die Lokführergewerkschaft werde "rechtzeitig" informieren, sagte er am Donnerstag im ZDF. "Rechtzeitig ist davon abhängig, wann man mit einem Streik beginnt und wie lange der Streik ist, damit sich die Menschen darauf einstellen können", sagte Weselsky. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt unterdessen vor massiven Schäden für die deutsche Wirtschaft durch erneute Bahnstreiks.
Ob Bahnreisende schon zum Wochenende mit Streiks rechnen müssen, ließ Weselsky weiter offen. Die Bild-Zeitung spekuliert, dass ab Freitagabend der Güterverkehr, ab Samstagmorgen dann der Personenverkehr bestreikt werden könnte. Eine Quelle dafür nennt die Zeitung nicht.
Die Führungsgremien der Gewerkschaft GDL hatten am Mittwoch den mittlerweile siebten Arbeitskampf in der Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn beschlossen. Die Lokführergewerkschaft dringt auf eigenständige Tarifverträge auch für ihre Mitglieder, die nicht Lokführer sind. Außerdem will sie fünf Prozent mehr Geld und eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichzeitigem Abbau des massiven Überstundenbergs erreichen.
"Keinen Millimeter weitergekommen"
Die Deutsche Bahn wie auch die GDL-Konkurrenzgewerkschaf EVG lehnen dagegen unterschiedliche Tarifregelungen für ein und dieselbe Berufsgruppe ab. Weselsky verteidigte im ZDF erneut die Streikankündigung: "Wir haben die Entscheidung fällen müssen ...., weil wir in den Verhandlungen keinen Millimeter weiterkommen."
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DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben warnt: "Ein längerer Bahnstreik kann sich als Bremse für die Konjunktur erweisen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). Täglich würden eine Million Tonnen Güter per Bahn transportiert, mehr als sechs Millionen Berufspendler seien auf die Bahn angewiesen. "Transportausfälle, Lieferengpässe und Arbeitszeitverlust zusammengenommen, steht nach mehreren Streiktagen schnell eine halbe Milliarde Euro auf der Schadensrechnung für die deutsche Wirtschaft", rechnete Wansleben vor.
Erste Eskalation im Herbst
Der komplizierte Tarifkonflikt war erstmals im Herbst eskaliert. Nach zwei Warnstreiks im September folgten auf Grundlage einer weiterhin gültigen Urabstimmung bis Anfang November vier längere Streiks. Es fiel jeweils ein Großteil des Zugverkehrs in ganz Deutschland aus.
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Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hält den angekündigten Streik für unverhältnismäßig. Die GDL solle das Gesprächsangebot der Bahn annehmen und den Verhandlungstisch erst wieder verlassen, wenn es ein Ergebnis gibt: "Ultimaten zu setzen bringt uns nicht weiter", hatte Weber am Mittwoch erklärt.
Gerd Aschoff, Bundessprecher vom Fahrgastverband Pro Bahn, sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk zur Streikankündigung: "Wir halten das nicht für angemessen." Zwar sei Unzufriedenheit bei vielen Beschäftigten bei der Bahn mit angehäuften Überstunden, überfälligem Freizeitausgleich und nicht abgegoltenen Urlaubszeiten festzustellen, "aber wenn dann immer gleich gestreikt wird, ist es schwierig, zu einer Problemlösung zu kommen". (dpa)