Essen. Deutschland muss sich auf den siebten Bahnstreik innerhalb eines Jahres einrichten. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL ließ die Verhandlungen mit der DB-Spitze über einen neuen Tarifvertrag platzen.
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kündigte den neuen Arbeitskampf nach der Sitzung der Spitzengremien an. Doch schweigt er jetzt zu Ausmaß und Zeitpunkt, nachdem er zuletzt mit einem 100-Stunden-Streik gedroht hatte. Wie die GDL den Betrieb konkret lahm legen wird, will sie „rechtzeitig“ sagen.
Pendler, Geschäftsreisende und Urlauber tappen damit erstmal im Dunkeln. Auch die Bahn AG hat keine Hinweise. „Wir haben keine Informationen über Streiks, Schwerpunkte, Zeiträume oder betroffene Regionen“, heißt es bei DB Regio in Nordrhein-Westfalen.
Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisiert die Taktik der GDL. Er warnt vor langfristigen Folgen eines erneuten Ausstands: „Es geht zulasten der Fahrgäste. Ob verärgerte Reisende wiederkommen, ist unsere Hauptsorge, zumal der Fernverkehr ohnehin – Stichwort Fernbusse – ein Sorgenkind ist“, so Sprecher Gerd Aschoff. Eine Lösung lasse sich sicherlich nur noch durch ein moderiertes Verfahren finden. Die Lage in dem Konflikt, in den faktisch mit der Bahn, der GDL und auch der größten Gewerkschaft EVG drei Parteien verwickelt seien, sei inzwischen „zu verkantet“.
Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte viel für einen dauerhaften Frieden zwischen den zerstrittenen Tarifpartnern gesprochen. Damals lobte Weselsky, dass die Bahn den Anspruch der Gewerkschaft auf Tarifabschlüsse in den Bereichen Lokführer, Zugbegleiter, Bistro-Personal und Disponenten anerkannt habe. Nach weiteren Runden wirft er dem Staatsbetrieb jetzt vor, von den Eckpunkten wieder abgerückt zu sein. „Wir verhandeln um des Verhandelns Willen.“ Damit sei Schluss.
Bahn-Personalchef Ulrich Weber bestreitet das. Er weigerte sich allerdings auch, ein von der GDL ultimativ verlangtes Papier zu unterschreiben. Nach Webers Ansicht hat es nur Maximalforderungen Weselskys enthalten. Die Streikankündigung hält er für „unverhältnismäßig“, weil der Verhandlungsstand eigentlich eine Einigung möglich mache.Die GDL verlangt in der Substanz fünf Prozent mehr Lohn und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.