Essen. Die Preise für Benzin und Diesel steigen in Deutschland wieder etwas. Eine Trendwende im Ölgeschäft ist dennoch nicht in Sicht, sagen Experten.
Seit zwei Wochen steigen die Spritpreise an den Zapfsäulen wieder an. Der vom ADAC wöchentlich ermittelte bundesdeutsche Durchschnittspreis lag Ende Januar bei 1,257 Euro für den Liter Super E10 und bei 1,114 Euro für Diesel. In dieser Woche ermittelte der Automobilclub Preise von 1,317 (E10) und 1,179 (Diesel). In Essen war Diesel Freitagnachmittag für 1,129 Euro zu haben. Vor wenigen Wochen erst war der Preis für den Selbstzünder-Treibstoff zeitweilig unter die Ein-Euro-Marke gerutscht.
Dass das Tanken wieder etwas teurer geworden ist, führt ADAC-Sprecherin Katharina Luca vornehmlich auf zwei Ursachen zurück: die Preisentwicklung auf dem Rohölmarkt und die Kursschwäche des Euro gegenüber dem Dollar, die den in der US-Währung abgerechneten Rohstoff im Euro-Raum verteure.
Noch keine Trendwende hin zu höheren Rohölpreisen
Auch auf dem Rohölmarkt geht es mit den Preisen wieder aufwärts. Die Nordseesorte Brent notierte gestern bei knapp über 61 Dollar pro Barrel. Im Januar war der Brentpreis unter die 50-Dollar-Marke gefallen – der tiefste Stand seit 2009.
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Eine Trendwende hin zu höheren Rohölpreisen auf den Weltmärkten wollen Experten aber dennoch nicht ausmachen. „Fundamental hat sich wenig geändert. Die Lager sind voll. Es gibt nach wie vor ein Überangebot in der Ölproduktion von täglich 1,5 bis zwei Millionen Barrel“, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank in Frankfurt, gestern im Gespräch mit dieser Zeitung.
Deutschlands größtes Geldinstitut rechnet in diesem Jahr mit stabilen Ölpreisen auf niedrigem Niveau. Stephan: „Wir erwarten zum Jahresende einen Ölpreis von gut 60 US-Dollar pro Barrel.“ Falls der Euro gegenüber dem Dollar weiter nachgibt, könne es an den Zapfsäulen allerdings teurer werden, so Stephan.
Preise zeigen Orientierungslosigkeit der Märkte
Für den Hamburger Energiemarkt-Experten Steffen Bukold spiegelt sich in den derzeitigen Preisschwankungen die Orientierungslosigkeit der Märkte wider. Viele Marktteilnehmer seien angesichts des rapiden Ölpreisverfalls seit vergangenem Sommer verunsichert. Dass die Zahl der Fracking-Bohrungen in den USA mittlerweile wieder zurückgehe, erkläre nicht den Anstieg des Ölpreises um 20 Prozent innerhalb einer Woche.