Davos. . Die Reichen und Mächtigen treffen sich wieder in Davos. Vor dem Weltwirtschaftsforum kritisiert die Organisation Oxfam, sie seien zu gierig. Denn die Superreichen werden immer reicher.

Die Vermögen der Superreichen sind im Vergleich zum Besitz der großen Bevölkerungsmehrheit weltweit stark gestiegen. Die 80 reichsten Personen der Erde besaßen 2014 mehr Kapital als die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, erklärte die Menschenrechtsorganisation Oxfam am Wochenende. Ihre Streitschrift „Alles haben und noch mehr wollen“ erschien anlässlich des Weltwirtschaftsforums (WEF), das am Mittwoch in Davos, Schweiz, beginnt.

Die 80 Reichsten kamen demnach auf ein addiertes Vermögen von 1,9 Billionen US-Dollar, nach aktuellem Kurs etwa 1600 Milliarden Euro. Diese Summe wuchs laut Oxfam um ein Drittel während der vergangenen vier Jahre. Ein wesentlicher Grund sind die gestiegenen Aktienwerte der Unternehmen. Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam und Co-Vorsitzende des WEF, sagte, die Ungleichverteilung hemme das globale Wachstum. Arme Leute könnten weniger an der Wirtschaft teilnehmen, als es wünschenswert sei.

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Die Liste der Superreichen

Auf der Liste der Superreichen stehen beispielsweise die US-Investoren Warren Buffet (50 Milliarden Euro), Michael Bloomberg (28 Milliarden) und George Soros (20 Milliarden), sowie die Deutschen Ludwig Merckle (sieben Milliarden) und Curt Engelhorn (Boehringer, vier Milliarden). Oxfam hat für diese Berechnungen die Daten der Forbes-Liste benutzt.

Andere Angaben stammen aus den Vermögensstatistiken der Schweizer Bank Credit Suisse. Demnach besaß das reichste Prozent der Weltbevölkerung im vergangenen Jahr 48 Prozent allen Vermögens. 99 Prozent der Menschen teilten sich dagegen die übrigen 52 Prozent. Nach Oxfam-Hochrechnungen werde das reichste Prozent bereits 2016 mehr Vermögen angehäuft haben als der Rest der Erdenbürger.

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Millionen für Lobby-Arbeit

Oxfam wies daraufhin, dass die ökonomische Elite ihre wachsenden Einkommen und Vermögen massiv dafür verwende, die Politik zu beeinflussen und dort ihre Interessen durchzusetzen. US-Banken, Versicherungen und Fonds hätten 2013 rund 400 Millionen Dollar für Lobbying ausgegeben, der europäische Finanzsektor 150 Millionen. Solche Bemühungen haben laut Oxfam dazu geführt, dass Banken während der Finanzkrise mit Milliarden zu Lasten der Steuerzahler unterstützt wurden. Pharma- und Gesundheitskonzerne hätten 2013 in den USA 500 Millionen Dollar für Lobbying aufgewendet. Nur kleine Millionensummen sei es ihnen dagegen wert gewesen, den Betroffenen der Ebola-Epidemie in Westafrika zu helfen.

Um die zunehmende Auseinanderentwicklung zu bremsen, forderte Oxfam höhere Steuern für große Vermögen. Die Organisation unterstützt die Idee einer globalen Vermögens- und Kapitalsteuer, die der französische Ökonom Thomas Piketty ins Gespräch gebracht hat. Außerdem sollten die Löhne der Beschäftigten in aller Welt angehoben werden. Statt der Mindestlöhne, die oft die Untergrenze der Bezahlung darstellten, sollten Arbeitnehmern existenzsichernde Einkommen gezahlt werden – auch in den asiatischen Zulieferfabriken.

Sie wissen nicht, wohin mit ihren Milliarden

Manche Leute wissen nicht, wohin mit ihren Milliarden. Flugunternehmer Richard Branson hat einen Raumfahrtbahnhof in die Wüste von New Mexico bauen lassen, der nun leersteht. Elon Musk, Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, arbeitet am Bau einer Vakuum-Röhre, durch die Menschen mit 1200 Stundenkilometern reisen sollen. Mit sehr viel Geld ist sehr viel möglich, manchmal.

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Einige der Superreichen kommen ab morgen zum Weltwirtschaftsforum (WEF) nach Davos, auch von ihrer Anwesenheit lebt diese Veranstaltung. Die Milliardäre lassen sich für ihre Erfolge feiern – und für ihre Wohltätigkeit.

Rösler beklagt wachsende Ungleichheit

Gerade jetzt aber birgt dieser Charakter des WEF für die Organisatoren eine besondere Herausforderung. Denn eines der großen Themen ist die zunehmende Ungleichheit zwischen Reich und Arm. Aufs Neue initiiert hat die Debatte der französische Ökonom Thomas Piketty mit seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Das WEF muss nun den Spagat hinkriegen, die oberen Zehntausend zu hofieren, sich im selben Augenblick aber von ihnen zu distanzieren.

Diesen Spagat wagt auch der frühere FDP-Chef Philipp Rösler, jetzt WEF-Manager. Er schrieb kürzlich: „Wachsende Ungleichheit würde eine der gängigsten Annahmen über unsere Wirtschaft infrage stellen: dass Wachstum für Wohlstand für alle sorgt.“