Allen Debatten, allen Mahnungen etwa des Papstes zum Trotz wächst die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt weiter. Und zwar immer schneller.
Wer wissen will, warum so Vieles in der Welt aus den Fugen gerät, sollte auch einen Blick in den gestern veröffentlichten Oxfam-Bericht werfen. Er liefert eine wichtige Antwort: Danach wird das reichste Prozent der Weltbevölkerung 2016 mehr Vermögen angesammelt haben als die restlichen 99 Prozent zusammen. Zusammen! Das ist kaum mehr zu fassen.
Allen Debatten, allen Mahnungen etwa des Papstes zum Trotz wächst die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt munter weiter. Und zwar immer schneller. Mit Hilfe von Regierungen, von Interessengruppen und korrupten Strukturen. Während eine Milliarde Menschen unterhalb des Existenzminimums lebt, weit mehr noch an dessen Rande, empört sich die globale Finanzelite über die magere Rendite ihrer Kapitalanlagen. Wer einen Beleg für sozialpolitische Abgründe sucht, muss nicht lange suchen: Mitten in Europa wird Konzernen wie Amazon der rote Steuerteppich ausgerollt, während eine Generation junger Menschen verzweifelt den Einstieg ins Berufsleben sucht.
Gerade in Deutschland ist die Kluft zwischen Arm und Reich durch die Sozialreformen in den vergangenen Jahren besonders schnell gewachsen. Solange es der Mehrheit gut geht, wird das meist mit einem Schulterzucken hingenommen. Ein Fehler. Deutschland ist durch Wirtschaftskraft und sozialen Ausgleich groß geworden. Wer langfristig auf einen angemessenen Beitrag der Super-Reichen zum Gemeinwesen verzichtet, legt die Grundlagen für eine andere Gesellschaft.