Krefeld. . Gründer Torsten Toeller hat mit seiner Kette den Markt für Heimtierbedarf revolutioniert. Doch inzwischen wird der Marktführer online attackiert.
Es ist eine der größten Erfolgsgeschichten im deutschen Einzelhandel. Innerhalb von 25 Jahren hat Torsten Toeller aus dem Nichts Europas größte Tierfachmarkt-Kette Fressnapf erschaffen: Mit rund 1350 Filialen in zwölf europäischen Ländern und einem Milliardenumsatz. Doch dem Unternehmen erwächst neue Konkurrenz - aus dem Internet.
Der Fressnapf-Eigentümer passt auch heute noch nicht unbedingt in das Klischeebild vom klassischen Unternehmer. Bei seinem Auftritt in der Firmenzentrale in Krefeld trägt er zum schwarzen Anzug Schuhe in blaumetallic. Das Hemd ist weit aufgeknöpft, Krawatte Fehlanzeige. Seine Erfolgsbilanz bringt er knapp auf den Punkt: "25 Jahre Fressnapf ist schon geil."
"Tierfutterläden will in Deutschland keiner haben"? Irrtum!
Den ersten Fressnapf-Markt eröffnete Toeller am 18. Januar 1990 im rheinischen Erkelenz - mit 50 000 Mark Anschubfinanzierung von den Eltern und einem 200.000-Mark-Kredit von der Volksbank Erkelenz. Das Konzept hatte der Jungunternehmer beim heutigen Weltmarktführer Petsmart in den USA abgeschaut.
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"Als Kind habe ich jede Menge Tiere gehabt", sagt Toeller im Rückblick. Und da seine Eltern mehrere Supermärkte betrieben hätten, habe er auch früh Erfahrungen im Handel gesammelt. Zusammen sei dies wohl die richtige Mischung gewesen, um ihn für die Idee empfänglich zu machen - auch wenn Kritiker ihn warnten: "Tierfutterläden in Deutschland will keiner haben."
Die Kritiker irrten. Fressnapf mischte mit seinem Franchise-System den bis dahin behäbigen Markt für Tierbedarf auf. Inzwischen ist das Unternehmen die größte Fachmarktkette für Heimtierbedarf in Europa. Mit knapp 1350 Filialen erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro - ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Internet ist der Konkurrent Marktführer
Und doch sieht sich der Marktführer seit einiger Zeit mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert. Denn auch das Geschäft mit Hundefutter, Katzenstreu, Vogelkäfigen und Aquarien ist durch den Siegeszug des Online-Handels in Bewegung geraten und neue Konkurrenten schicken sich an, dem Platzhirsch Konkurrenz zu machen.
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Im Internet ist heute nicht Fressnapf die Nummer eins, sondern der Online-Anbieter Zooplus. Er glänzt mit Wachstumsraten, von denen Fressnapf nur träumen kann. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres steigerte Zooplus seinen Umsatz um über 30 Prozent auf rund 385 Millionen Euro. Schon 2017 sollen die Einnahmen die Milliardengrenze überschreiten. Zum Vergleich: Fressnapf kam online 2014 noch nicht einmal auf 50 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Es geht um einen Milliardenmarkt
Und Zooplus ist nicht der einzige ernstzunehmende Konkurrent von Fressnapf im Internet. Neben dem allgegenwärtigen Internetriesen Amazon versucht auch Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe, im Online-Handel mit Tierbedarf Fuß zu fassen. Der Lebensmittelhändler sicherte sich im vergangenen Frühjahr die Mehrheit am Internethändler ZooRoyal. Rewe geht davon aus, dass sich der Anteil des Onlineumsatzes im Geschäft mit Heimtierbedarf in den kommenden fünf Jahren mehr als verdoppelt auf deutlich über 20 Prozent.
Es geht um einen Milliardenmarkt. Insgesamt setzen der Fachhandel und der Lebensmitteleinzelhandel in der Bundesrepublik nach Angaben des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands(ZZF) im Jahr rund vier Milliarden Euro mit Hundefutter, Katzenstreu und sonstigem Tierbedarf um. Immerhin leben in mehr als einem Drittel der Haushalte in Deutschland Haustiere - insgesamt 28 Millionen Hunde, Katzen, Nagetiere, Fische und Vögel. (dpa)