Berlin/Essen. . Neben der EEG-Umlage sinken auch die Beschaffungskosten der Stromanbieter. Das Institut Agora sieht Spielraum für Preissenkungen – und nennt auch eine Zahl.

Viele Stromversorger könnten die Preise senken. Zu diesem Urteil kommt das Berliner Experteninstitut Agora, das unter anderem von der Essener Stiftung Mercator finanziert wird. „Wir sehen Spielraum für Preissenkungen in der Größenordnung von rund 0,5 Cent pro Kilowattstunde. Ein Durchschnittshaushalt würde dadurch um knapp 20 Euro im Jahr entlastet“, sagte Agora-Direktor Patrick Graichen dieser Zeitung. „Der Grund dafür ist, dass neben der Ökostrom-Umlage im Jahr 2015 auch die Beschaffungskosten der Stromanbieter deutlich gesunken sind. Diese können sie an ihre Kunden weitergeben. Ob sie das tun, hängt aber sicher auch davon ab, wie groß der Druck seitens der Kunden ist.“

In einer aktuellen Analyse hat sich Agora mit der Lage am Strommarkt befasst. Die Großhandelspreise für Strom an der Leipziger Strombörse sind demnach im vergangenen Jahr im Schnitt auf ein Rekord-Tief von 33 Euro pro Megawattstunde (2013: 38 Euro) gesunken.

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Das wirkt sich für viele Verbraucher aus: Nach Berechnungen von Agora gibt es vielerorts in Deutschland Preissenkungen, die Ersparnis betrage über alle Stromanbieter gerechnet allerdings lediglich 0,4 Prozent oder etwa fünf Euro pro Haushalt und Jahr. Sowohl die durchschnittlichen Strompreise für Privat- als auch für Gewerbekunden und Industrie sinken 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht. Denn sowohl die Vorab-Verträge an der Börse für 2015er-Strom – sogenannte „Forwards“ – als auch die staatliche Erneuerbare-Energien-Umlage fallen in diesem Jahr niedriger aus als 2014.

Erneuerbare Energien wichtigste Quelle im Energiemix

Viele, aber längst nicht alle Stromversorger geben diese Vorteile an ihre Kunden weiter. Wie die Verbraucherzentrale NRW unlängst berichtete, haben 45 der 106 Grundversorger in Nordrhein-Westfalen fristgerecht zum Dezember zumindest leichte Reduzierungen der Preise angekündigt. Auch der Essener Energiekonzern RWE deutete eine Preissenkung an, ließ aber Zeitpunkt und Umfang offen.

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„Leider bezieht immer noch mehr als jeder dritte Haushalt Strom zum teuren Grundversorgertarif“, sagt Agora-Direktor Patrick Graichen. „Hier lohnt sich der Wechsel zu einem anderen Stromanbieter. Er spart im Jahr oft mehr als 100 Euro.“ Die erneuerbaren Energien – Wind, Sonne, Wasser und Biomasse – sind nach Berechnungen von Agora im vergangenen Jahr erstmals die wichtigste Quelle im Strommix gewesen. Die Erneuerbaren verdrängten mit einem Anteil von 27,3 Prozent am deutschen Stromverbrauch die Braunkohle von Platz eins.

Weniger Kohle verstromt, weniger Kohlendioxid-Emissionen

Gleichzeitig sei der Stromverbrauch um 3,8 Prozent gesunken. Agora sieht darin einen Hinweis darauf, dass sich Investitionen in stromsparende Geräte auszahlen, denn die Wirtschaft sei mit etwa 1,4 Prozent gewachsen. „Wahrscheinlich macht sich zum Beispiel bei der Beleuchtung auch das oft geschmähte Glühbirnenverbot bemerkbar“, vermutet Graichen.

Auch infolge der Entwicklungen bei den Erneuerbaren sei die klimaschädliche Verstromung von Steinkohle im Jahr 2014 auf das zweitniedrigste Niveau seit 1990 gesunken, berichtet Agora. Das habe neben dem milden Winter 2013/14 zu einem deutlichen Rückgang der Kohlendioxid-Emissionen durch die Stromerzeugung geführt. Beim Stromexport sei ein neuer Rekord erreicht worden. Angesichts niedriger Preise sei der deutsche Strommarkt für Länder wie die Niederlande und Österreich sehr attraktiv.